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Kapitelanfang der Weihnachtserzählung ]
gehandelt hatte. Aber ach, John, lieber John! wie konntest, wie mochtest du so
von mir denken!"
Armes Weibchen, wie sie nun wieder schluchzte! John Peerybingle wollte sie in
seine Arme schließen, doch nein, sie duldete es noch nicht.
"Liebkose mich noch nicht, lieber John! Bezwinge dich noch eine Weile!
Wenn mich diese beabsichtigte Heirat betrübe, mein Lieber, so geschah es
nur, weil ich wusste, dass Marie und Edward schon so lange ein Paar waren, und
weil ich wohl ahnte, dass ihr Herz nicht bei Tackleton war. Glaubst du mir das
nun, John? Glaubst du es?"
John wollte ihr abermals seine Antwort bringen, aber sie wehrte ihn ab.
"Nein", rief sie, - "bleibe dort, lieber John! wenn ich
über dich lache, wie ich bisweilen wohl tue, John! Wenn ich dich
täppisch nenne und meinen lieben alten Tollpatsch u. dergl., so
geschieht's doch nur, weil ich dir so gut bin, John, und weil ich soviel
Gefallen an deiner Weise habe, und weil ich dich um kein Tüpfelchen anders
sehen möchte, und wenn du morgen ein König werden solltest!"
"Hurra!" rief Kaleb mit ungewöhnlicher Kraft, - "das ist
auch meine Ansicht."
"Und wenn ich von älteren, gesetzten Leuten rede, John, und behaupte,
wir seien ein ungleiches Paar und gehen in ungleichem Schritte, so geschieht es
nur, weil ich noch so ein törichtes, junges Ding bin, John, dass ich
manchmal mit unserm Kleinen gar Komödie spiele und ungereimtes Zeug
schwatze! . . . " Sie sah, dass er jetzt kommen wollte und wehrte ihn
abermals ab; - allein es war fast schon zu spät dazu.
"Nein, John! Verschiebe deine Liebkosungen mir zu Gefallen nur noch ein
paar Minuten!" rief sie; - "was mir am meisten am Herzen lag, das
habe ich bis zu guter Letzt aufgespart. Mein lieber, guter, edler John, als wir
neulich abends vom Heimchen sprachen, da lag mir's schon auf den Lippen, dir zu
gestehen, dass ich dir früher nicht so herzlich gut war, wie jetzt: dass
ich damals, als ich zum erstenmal dein Haus betrat, mich halb fürchtete,
ich könnte dir nicht so gut sein, als ich es zu sein wünschte und vom
Himmel erflehte, weil ich noch so jung war, John. Allein, lieber John, ich
gewann dich mit jedem Tag und mit jeder Stunde lieber, und wenn es irgend
möglich wäre, dass ich dich noch lieber gewänne, so wären
die edlen Worte daran schuld, die ich dich heute früh aussprechen
hörte. Allein es ist nicht möglich, denn alles, was ich an Liebe in
meinem Busen hatte (und es ist eine hübsche Summe, John) das habe ich dir
schon lange, lange gegeben, wie du es verdienst, und ich habe dir nun nichts
mehr zu bieten. Und nun, mein lieber Mann, nimm mich wieder an dein Herz, das
ist meine Heimat, John! und du wirst gewiss niemals wieder daran denken, mich
hinwegzusenden!"
Ihr würdet gewiss niemals so inniges Vergnügen darin gefunden haben,
ein niedliches, junges Weibchen in den Armen eines dritten zu sehen, als wenn
ihr dem Auftritte beigewohnt hättet, wie Dot sich in die Arme des
Kärrners warf. Es war das vollendetste, lieblichste, herzerfreuendste Bild
häuslichen Glückes, das ihr euer Leben lang gesehen habt.
Ihr dürft mir's glauben, der Kärrner war ganz närrisch vor
Entzücken, und Dot war es nicht minder, und alle andern waren es
ebenfalls, selbst Miss Döskopp mit eingeschlossen, die nun vor Freude
überlaut weinte, und in dem Wunsche, ihren jungen Pflegebefohlenen an dem
allgemeinen Austausch von Glückwünschen teilnehmen zu lassen, das
kleine Wickelkind allen der Reihe nach herumbot, als ob es etwas zu trinken
gewesen wäre.
Nun hörte man abermals draußen einen Wagen vor die Türe
haranrasseln und einer der Anwesenden rief, Gruff und Tackleton käme
zurück. Alsbald erschien auch wirklich besagter Herr mit
ungewöhnlicher Eile und sah sehr erhitzt und betroffen aus.
"Was zum Teufel ist denn das, John Peerybingle?" rief Tackleton; -
"da muss ein Irrtum obwalten. Ich verabredete mit Mrs. Tackleton, sie
solle mich an der Kirche treffen und ich will darauf schwören, ich
begegnete ihr auf der Landstraße, wie sie hierher fuhr. Aha, da ist sie
ja! Bitte euch um Verzeihung, Sir, habe nicht das Vergnügen, Sie zu
kennen; allein Sie
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