|
|
Das
Heimchen am Herde
Drittes
Gezirpe.
Weihnachtserzählung
von Charles Dickens - Seite 17
Übersetzer: Richard Zoozmann
|
|
|
[
zurück zum
Kapitelanfang der Weihnachtserzählung ]
müssen mir schon den Gefallen tun, die Gesellschaft dieser jungen Dame
vorerst zu entbehren, da sie heute morgen noch ein wichtiges Geschäft
abzumachen hat!"
"Ich kann sie aber nicht entbehren," versetzte Edward; - "kein
Gedanke daran, dass ich sie auch nur eine Minute aus den Augen lasse!"
"Was wollt Ihr damit sagen, Ihr Schlingel?" rief Tackleton. "Ich
will damit sagen," entgegnete der andere lächelnd, "dass ich
Ihrem Ärger und Ihrer Verblüffung recht wohl Rechnung zu tragen
weiß, und daher für jede Schimpfrede heute früh so taub sein
werde, als ich gestern Abend für jede Rede überhaupt war!"
Ihr hättet sehen sollen, was für einen Blick Tackleton auf ihn warf
und wie er plötzlich zurückprallte!
"Es tut mir leid, Sir," fuhr Edward fort, und hielt Marias linke Hand
und besonders den Goldfinger in die Höhe: - "es tut mit leid, dass
die junge Dame nicht mit Ihnen zur Kirche gehen kann; da sie aber heute
früh schon einmal dort war, werden selbst Sie sie vielleicht
entschuldigen!"
Tackleton blickte schnell auf Marias Goldfinger und nahm ein kleines
Stückchen Seidenpapier, das offenbar einen Ring enthielt, aus seiner
Westentasche.
"Miss Döskopp," sagte er zu Tilly, - "wollt Ihr so gut
sein, das da ins Feuer zu werfen? So! ich danke Euch."
"Es war ein altes Verlöbnis, ein sehr alter Vertrag, der meine Frau
abhielt, Ihnen Wort zu halten - mein Wort darauf!" sagte Edward.
"Mr. Tackleton wird mir wenigstens die Rechtfertigung angedeihen lassen,
zu bemerken, dass ich es ihm unumwunden gestanden, und dass ich ihm gar
vielmals gesagt habe, dass ich niemals vergessen könnte!" sagte Maria
errötend.
"O gewiss, ganz gewiss!" sagte Tackleton; - "allerdings. Es ist
ganz recht, alles in Ordnung. Mrs. Edward Plummer vermutlich?"
"So heißt sie jetzt", entgegnete der Bräutigam.
"Aha, kaum hätte ich Sie wieder erkannt, Sir", sagte Tackleton,
der ihm scharf und forschend ins Gesicht geblickt hatte, mit einer tiefen
Verbeugung. "Meinen herzlichen Glückwunsch, Sir!"
"Danke schön."
"Mrs. Peerybingle!" sagte Tackleton, und drehte sich rasch nach dem
Orte um, wo diese mit ihrem Gatten stand, - "es tut mir leid. Sie haben
mir zwar keinen großen Gefallen erwiesen, aber auf Ehre, es tut mit leid;
Sie sind wahrlich besser, als ich glaubte. John Peerybingle, er tut mir leid.
Ihr versteht mich schon; das genügt für uns. `s ist alles in Ordnung,
meine Damen und Herren, und zu allgemeiner Zufriedenheit ausgefallen. Guten
Morgen!"
Mit diesen Worten entfernte er sich und fuhr fort und davon, nachdem er sich
vor der Türe nur noch so lange aufgehalten, bis er seinem Pferde die
Blumen und Bänder vom Kopfe genommen und dem Tiere einen Rippenstoß
gegeben hatte, um ihm bemerklich zu machen, dass bei der ganzen Sache doch eine
Schraube verloren gegangen sei, wie er zu sagen pflegte. Natürlich war es
jetzt eine ernste Aufgabe, diesen Tag noch auf eine so würdige Art zu
begehen, dass er im Peerybinglischen Hauskalender für ewige Zeiten ein
hohes Jubelfest bezeichnen konnte. Deshalb macht sich Dot auch alsbald dran,
ein Festmahl zu bereiten, das unsterblichen Ruhm auf das Haus und jeden seiner
Gäste zurückstrahlen könnte, und in sehr kurzer Zeit steckte sie
bis über die Ellenbogengrübchen im Mehl und machte jedes Mal, sooft
John in die Nähe kam, einen weißen Tupfen auf seinem dunklen Rock,
um ihn vom Küssen abzuhalten. Der gute Bursche wusch das Gemüse und
schälte die Rüben, und zerschlug die Teller und setzte die eisernen
Töpfe mit kaltem Wasser zum Feuer und machte sich auf jede möglich
Weise nützlich, während ein paar gelernte Köchinnen, die man
eilends irgendwo in der Nachbarschaft aufgetrieben hatte, auf Tod und Leben
unter allen Türen und um alle Ecken aneinander rannten; und jedermann
stolperte allerwärts über Tilly Döskopp und den Kleinen.
|
|
|