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Das
Heimchen am Herde
Zweites
Gezirpe.
Weihnachtserzählungen
von Charles Dickens - Seite 10
Übersetzer: Richard Zoozmann
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Kapitelanfang der Weihnachtserzählung ]
"Oho, dann bin ich zufrieden!" sagte der ehrliche Kärrner,
"ich fürchtete nach deiner Miene, dass ich solange an dich
vorbeigeschwatzt habe, bist du an etwas ganz anderes dachtest! Meiner Treu, ich
war nahe daran!"
Dot gab keine Antwort, und so fuhren sie denn eine Weile in tiefem
Stillschweigen weiter. Aber es war nicht möglich, in Johns Peerybingles
Fuhrwerk lange still zu bleiben, denn jeden Augenblick hatte irgend eine andere
Person, der man auf dem Wege begegnete, irgend etwas zu sagen, und wäre es
auch nur ein "guten Tag!" oder "wie geht's?" gewesen; und
es war auch in der Tat manchmal sonst nichts, aber es gehörte doch, um es
mit entsprechender Herzlichkeit und Anmut zu erwidern, nicht nur ein Kopfnicken
und ein Lächeln dazu, sondern auch eine ebenso heilsame Bewegung der
Lungen, als zu einer weitläufigen Parlamentsrede. Manchmal schlossen sich
Fußgänger oder Reiter auf ein Stück weit an den Wagen an, um
einiges zu plaudern, und trabten eine Weile neben dem Wagen her, wo es denn an
beiden Seiten an Stoff zu einem Gespräche gar nicht fehlte.
Auch Boxer gab dem Kärrner da und dort zu mehr freundlichen
Erkennungsszenen Gelegenheit, als ein halbes Dutzend Christenmenschen!
Jedermann kannte ihn den ganzen Weg entlang, hauptsächlich aber das
Geflügel und die Schweine, die sich, wenn sie ihn herankommen sahen (den
ganzen Leib nach einer Seite hingedreht, mit horchend gespitzten Ohren und
rüstigem Wedeln des kleinen Stumpfschwänzchens), alsbald in der
fernsten Hinterhäuser zurückzogen, ohne die Ehre einer nähern
Bekanntschaft abzuwarten.
Boxer machte sich allenthalben etwas zu schaffen: er musste hinter alle Ecken
gehen, in alle Brunnen blicken, in allen Hütten aus- und einlaufen, ja
sogar in das Heiligtum der Mädchenschule einbrechen; er verscheuchte alle
Tauben, verlängerte die Schwänze aller Katzen und ging in jedem
Wirtshause ab und zu, wie ein regelmäßiger Stammgast. Wo er auch
ging oder stand, hörte man gewiss jemand rufen: Holla, da ist ja Boxer!
Und alsdann kam gewiss dieser jemand in Begleitung von etlichen andern jemanden
zur Tür hinaus, um John Peerybingle und seinem hübschen Weibchen
guten Tag zu bieten.
Des Gepäckes und der Pakete, die man dem vorbeifahrenden Karren
anvertraute, gab es eine wahre Anzahl, und man musste natürlich ebenso oft
anhalten, um derartige Gegenstände einzunehmen als die Frachtstücke
abzugeben; und diese Pausen bildeten bei weitem nicht den schlimmsten Teil der
Reise.
Manche Leute waren so erpicht und voll Erwartung wegen ihrer Pakete und andere
so voll Bewunderung über ihre Frachtstücke, und wieder andere Leute
waren wegen der Bestellung darauf so unerschöpflich in Ratschlägen,
und John nahm ein so lebhaftes Interesse an jedem Päckchen, dass das ganze
einer wahren Komödie glich. Außerdem waren auch noch
Gegenstände fortzuschaffen, die gar reiflicher Erwägung und Beratung
bedurften und wegen deren Unterbringung und Bequemlichkeit die Versender mit
dem Fuhrmann gewissermaßen erst Kriegsrat zu halten schienen, dem Boxer
natürlich auch anwohnte, wobei er seine tiefste Aufmerksamkeit in kurzem
Gebell und seine Teilnahme in ewigem tollen Umhererrennen und Umstreifen der
versammelten Weisen zu erkennen gab und sich bei dieser Bemühung fast
heiser bellte.
Bei all diesen kleinen Zwischenfällen war Dot eine freundliche,
aufmerksame Zuschauerin von ihrem Sitze im Wagen aus; und wie sie so
dasaß und herausblickte - ein allerliebstes kleines Porträt, das die
Wagendecke aufs niedlichste einrahmte, - da fehlte es nicht an nickenden
Winken, an neidischen und bewundernden Blicken, an Ellenbogenstößen
und Geflüster unter den jüngeren Männern, das kann ich euch
versichern. Und dies freute John, den Kärrner, über alle Maßen,
denn es machte ihn ordentlich stolz, wenn man sein niedliches Weibchen
bewunderte; wusste er ja doch, dass sie sich darum gar nicht bekümmerte,
ja dass es ihr im Gegenteile nicht einmal gefiel.
Das Wetter für die Spazierfahrt war freilich etwas neblig, wie es im
Januar gewöhnlich ist, und etwas kalt und rau. Aber wer kümmerte sich
um derartige Kleinigkeiten? Dot gewiss nicht. Auch Tilly Döskopp nicht,
denn der schien es unter allen Umständen der höchste
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