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Das
Heimchen am Herde
Zweites
Gezirpe.
Weihnachtserzählungen
von Charles Dickens - Seite 12
Übersetzer: Richard Zoozmann
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Kapitelanfang der Weihnachtserzählung ]
Jungfer Fielding war bereits da, und ihre Mutter ebenfalls - ein kleines
zanksüchtiges Rippenstück von halbvornehmer Matrone mit einem
ärgerlichen Gesicht, die für wunderschön gewachsen gelten
wollte, weil sie sich ihre Taille so dürr erhalten hatte wie einen
Bettpfosten; und die ein äußerst herablassendes, leutseliges aber
vornehmes Wesen hatte, weil sie sich einst in bessern Verhältnissen
befunden hatte - (oder wenigstens an der fixen Idee litt, dies würde der
Fall gewesen sein, wenn irgend etwas eingetroffen wäre, was übrigens
nie eintreffen zu wollen schien oder vermochte) - doch das bleibt für uns
gleich. Gruff und Tackleton war ebenfalls hier und spielt bei seiner Braut den
Angenehmen, allein man sah's ihm deutlich an, dass er sich darin ebenso
vollkommen heimisch und ebenso unzweifelhaft in seinem Element fühlte, als
eine lebendige junge Lachsrolle, die man auf der Spitze der großen
Pyramide gebracht haben würde. "Marie! meine liebe, alte
Freundin!" rief Dot hocherfreut und so herzlich wie sie, und ihr
dürft mir glauben, es war wirklich allerliebst anzusehen, wie sich beide
umarmten. Es stand außer aller Frage, dass Tackleton ein Mann von
Geschmack sei, denn Marie war ein sehr hübsches Mädchen.
Ihr habt gewiss schon zuweilen die Erfahrung gemacht, dass ein hübsches
Gesicht, an das ihr einigermaßen gewöhnt seid, für einen
Augenblick alltäglich und minder schön zu sein und kaum die hohe
Meinung zu verdienen scheint, die ihr davon hegt, sobald es in Berührung
mit einem andern neuen, hübschen Gesichte kommt. Dies war aber hier
durchaus nicht der Fall, weder bei Marie noch bei Dot, denn Mariens Gesicht
bildete eine Folie für Dots, und Dots Gesichtchen hob das Maries auf so
natürliche und angenehme Weise hervor, dass sie, wie John Peerybingle
beinahe gesagt hätte, als er ins Zimmer trat, - eigentlich füglich
hätten Schwestern sein müssen - die einzige Verbesserung, die man
ihnen billigerweise hätte zumuten können.
Tackleton hatte seine Hammelkeule mitgebracht und - eine wunderbare
Großmut! - noch eine Torte dazu; - aber man erlaubte sich schon mal eine
Verschwendung, wenn es sich um eine Braut handelt; man verheiratet sich ja
nicht alle Tage; - und als Zubuße zu diesen Leckerbissen war noch die
Schinken- und Kalbfleischpastete und die "andern Dinge" da, wie sie
Mrs. Peerybingle nannte, die hauptsächlich in Nüssen und Orangen, in
Kuchen und andern Kleinigkeiten bestanden. Als das Mal auf den Tisch gesetzt
wurde und Kalebs Beitrag, der in einer großen, hölzernen
Schüssel voll dampfender Kartoffel bestand (es war ihm nämlich durch
feierlichen Vertrag verboten, eine andere Speise vorzusetzen), ebenfalls
aufgetragen wurde, führte Tackleton seine zukünftige Schwiegermutter
an den Ehrenplatz. Um diesem Stuhle und dem hohen Feste desto mehr Ehre zu
machen, hatte sich die majestätische liebe, alte Seele mit einer Haube
herausgeputzt, die auch dem Leichtsinnigsten Anwandlungen der innigsten
Ehrfurcht abzunötigen geeignet war. Sie trug heute auch Handschuhe; - nur
vornehm, oder lieber sterben!
Kaleb saß neben seiner Tochter. Dot und ihre alte Schulgefährtin
saßen nebeneinander, der gute, alte Kärrner ließ sich am Ende
des Tisches genügen. Miss Döskopp saß vorerst ganz allein, denn
man hatte sie von allen möglichen Gegenständen des Mobiliars
isoliert, mit Ausnahme des Stuhls, worauf sie saß, damit ja nichts in der
Nähe sei, woran sie mit dem Kopf des Kindes anstoßen könnte.
Wie Tilly alle Puppen und Spielsachen um sich her mit großen Augen
anstarrte, so schauten auch diese sie und die ganz Gesellschaft an. Die
ehrwürdigen alten Herrn vor den Haustüren (die alle in vollster
Rührigkeit waren) zeigten ein besonderes Interesse an der Gesellschaft,
indem sie zuweilen inne hielten, bevor sie sich umschwangen, als ob sie einen
Augenblick der Unterhaltung lauschten, und dann sich wilden Mutes viel Dutzend
Mal um und um schwangen, ohne anzuhalten, um Atem zu schöpfen - wie in
aberwitzigem Entzücken über das, was um sie her vorging.
Wenn allerdings diese alten Herren irgend aufgelegt waren, eine teuflische
Freude über die Betrachtung der schlimmen Laune des alten Tackletons zu
empfinden, so hatten sie allen Grund, damit zufrieden zu sein. Tackleton konnte
sich durchaus nicht in seine Lage finden, es
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