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Das
Heimchen am Herde
Zweites
Gezirpe.
Weihnachtserzählungen
von Charles Dickens - Seite 15
Übersetzer: Richard Zoozmann
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Kapitelanfang der Weihnachtserzählung ]
"Gott befohlen!" rief der stämmige John Peerybingle und
schlüpfte in seinen dichten, warmen Überrock; "ich werde zur
gewohnten Zeit wieder hier sein. Behüte Euch Gott samt und sonders!"
"Behüte Euch Gott, John!" sagte Kaleb.
Er schien es jedoch ganz gedankenlos zu sagen und ihm auf dieselbe unbewusste
Weise mit der Hand zuzuwinken, denn er beobachtete eben Berta mit
ängstlichem, verwundertem Gesicht und wandte kein Auge von ihr ab.
"Gott behüte dich, kleiner Schelm!" rief der muntere
Kärrner und beugte sich über sein Kind, um es zu küssen, denn
Tilly Döskopp, die jetzt mit Messer und Gabel hantierte, hatte den
schlafenden Kleinen (und merkwürdigerweise diesmal ohne Schaden) in ein
kleines Wiegebette von Bertas kunstfertiger Hand niedergelegt; - "Gott
befohlen, mein Kleiner! die Zeit wird hoffentlich auch noch kommen, wo du in
die kalte Luft hinausgehen und dein alter Vater ruhig im Genuss seiner Pfeife
und seiner Gicht in der Kaminecke sitzen lassen wirst, kleiner Schelm! He, wo
ist denn Dot?"
"Hier bin ich, John!" rief sie und sprang vom Stuhle auf. "Komm,
komm!" rief der Kärrner und klatschte laut in die Hände; -
"wo ist meine Pfeife?"
"Ach, die Pfeife habe ich ganz vergessen, John!" gab sie mit
verlegenem Erröten zur Antwort, - die Pfeife vergessen? Sie hatte die
Pfeife vergessen? Hatte man je etwas Derartiges gehört? "Ich will -
ich will sie sogleich stopfen; es ist gleich geschehen!" rief sie, sich
entschuldigend.
Es war aber nicht so schnell geschehen. Die Pfeife stak nämlich an ihrem
gewöhnlichen Plätzchen in der Tasche des warmen Winterrocks samt dem
kleinen Tabaksbeutel, den sie selbst verfertigt hatte und aus dem sie die
Pfeife zu stopfen pflegte; allein ihre Hand zitterte so sehr, dass sie sich in
den Schnüren verwickelte (und ihre Hand war klein genug, um sich darin zu
verfangen) und gar nicht damit vom Flecke kam. Das Stopfen und Anzünden
der Pfeife - diese kleinen Dienstleistungen, in denen ich ihr schon oben
besondere Kunstfertigkeiten zugeschrieben hatte, wenn ihr euch noch dessen
entsinnt, gelangen diesmal nur schlecht. Während des ganzen Prozesses
schaute Tackleton sie mit seinem halbgeschlossenen Auge an, und dies vermehrte
ihre Verlegenheit noch, so oft sie es gewahr wurde. "Ei, ei, wie
ungeschickt du heute bist, Dot!" rief John; - "ich glaube wahrlich,
ich selbst hätte es weit besser besorgt!" Mit diesem gutmütigen
Tadel entfernte er sich, und man hörte ihn einen Augenblick später
mit Boxer, dem alten Gaul und dem Wagen muntere Musik die Straße entlang
machen. All diese Zeit stand der träumerische Kaleb ganz stille und
beobachtete noch immer mit unverändertem Ausdruck im Gesicht seine blinde
Tochter.
"Berta," fragte Kaleb sanft, - "was ist geschehen? Wie sehr hast
du dich doch in den paar Stunden seit heute früh verändert, mein
gutes Kind? Du bist ja den ganzen Tag schon wortkarg und traurig; was soll denn
das heißen? Sprich!" "O Vater, Vater!" rief das blinde
Mädchen und brach plötzlich in Tränen aus; - "ach, mein
hartes, schweres Geschick!" Kaleb fuhr mit der Hand über die Augen,
bevor er ihr zu antworten vermochte.
"Aber denke nur, wie fröhlich und wie glücklich du gewesen bist,
Berta!" flüsterte er ; - "wie gut du warst und wie lieb dich so
viele Leute hatten!"
"Das bricht mit doch das Herz, bester Vater!" fuhr sie fort; -
"sie war immer so rücksichtsvoll gegen mich, so gütig und
wohlwollend!"
Kaleb war viel zu verwirrt, als dass er sie hätte verstehen können.
"Blind - blind zu sein, Berta, mein liebes Kind, ist freilich ein
großes Unglück!" stammelte er; "allein . . . "
"Ich habe dies Unglück nie gefühlt!" rief das blinde
Mädchen, ich habe es wenigstens nie in seiner ganzen Größe
gefühlt! Niemals. - Zuweilen habe ich freilich gewünscht, ich
könnte dich oder ihn sehen; nur ein einziges Mal, bestes Väterchen,
nur für eine einzige kurze Minute, damit ich wenigstens wisse, was ich
hier" - dabei legte sie die Hand auf die Brust - "was ich hier
aufstaple und aufbewahre! Damit ich gewiss wäre, dass ich Recht habe! -
Und
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