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Kapitelanfang des Weihnachtsmärchen ]
ausgenommen, durchs Fenster." - Nun durfte freilich die arme Marie gar
nicht mehr davon sprechen, wovon denn doch ihr ganzes Gemüt erfüllt
war, denn ihr möget es euch wohl denken, dass man solch Herrliches und
schönes, wie es Marien widerfahren, gar nicht vergessen kann. Selbst -
sehr geehrter Leser oder Zuhörer Fritz - selbst dein Kamerad Fritz
Stahlbaum drehte sogleich der Schwester den Rücken, wenn sie ihm von dem
Wunderreiche, in dem sie so glücklich war, erzählen wollte. Er soll
sogar manchmal zwischen den Zähnen gemurmelt haben: "Einfältige
Gans!" Doch das kann ich seiner sonst so erprobten guten Gemütsart
halber nicht glauben, so viel ist aber gewiss, dass, da er nun an nichts mehr,
was Marie erzählte, glaubte, er seine Husaren bei öffentlicher Parade
das ihnen geschehene Unrecht förmlich abbat, ihnen statt der verlornen
Feldzeichen viel höhere, schönere Büsche von Gänsekielen
anheftete und ihnen auch wieder erlaubte, den Gardehusarenmarsch zu blasen.
Nun! - wir wissen am besten, wie es mit dem Mut der Husaren aussah, als sie von
den hässlichen Kugeln Flecke auf die roten Wämser kriegten! -
Sprechen durfte Marie nicht mehr von ihrem Abenteuer, aber die Bilder jenes
wunderbaren Feenreichs umgaukelten sie in süßwogendem Rauschen und
in holden lieblichen klängen; sie sah alles noch einmal, sowie sie nur
ihren Sinn fest darauf richtete, und so kam es, dass sie, statt zu spielen, wie
sonst, starr und still, tief in sich gekehrt dasitzen konnte, weshalb sie von
allen eine kleine Träumerin gescholten wurde. Es begab sich, dass der
Obergerichtsrat einmal eine Uhr in dem Hause des Medizinalrats reparierte,
Marie saß am Glasschrank und schaute, in ihre Träume vertieft, den
Nussknacker an, da fuhr es ihr wie unwillkürlich heraus: "Ach lieber
Herr Drosselmeier, wenn Sie doch nur wirklich lebten, ich würd`s nicht so
machen wie Prinzessin Pirlipat und Sie verschmähen, weil Sie um
meinetwillen aufgehört haben, ein hübscher junger Mann zu sein!"
In dem Augenblick schrie der Obergerichtsrat: "Hei, hei - toller
Schnack." - Aber in dem Augenblick geschah auch ein solcher Knall und
Ruck, dass Marie ohnmächtig vom Stuhle sank. Als sie wieder erwachte, war
die Mutter um sie beschäftigt und sprach: "Aber wie kannst du nur vom
Stuhle fallen, ein so großes Mädchen! - Hier ist der Neffe des Herrn
Obergerichtsrats aus Nürnberg angekommen - sei hübsch artig!" -
Sie blickte auf, der Obergerichtsrat hatte wieder seine Glasperücke
aufgesetzt, seinen gelben Rock angezogen und lächelte wieder sehr
zufrieden, aber an seiner Hand hielt er zwar einen kleinen, aber sehr
wohlgewachsenen jungen Mann. Wie Milch und blut war sein Gesichtchen, er trug
einen herrlichen roten Rock mit Gold, weißseidene Strümpfe und
Schuhe, hatte im Jabot ein allerliebstes Blumenbukett, war sehr zierlich
frisiert und gepudert, und hinten über dem Rücken hing ihm ein ganz
vortrefflicher Zopf herab. Der kleine Degen an seiner Seite schien von lauter
Juwelen, so blitzte er, und das Hütlein unterm Arm von Seidenflocken
gewebt. Welche angenehme Sitte der junge Mann besaß, bewies er gleich
dadurch, dass er Marien eine Menge herrlicher Spielsachen, vorzüglich aber
den schönsten Marzipan und dieselben Figuren, welche der Mausekönig
zerbissen, dem Fritz aber einen wunderschönen Säbel mitgebracht
hatte. Bei Tisch knackte der artige für die ganze Gesellschaft Nüsse
auf, die härtesten widerstanden ihm nicht, mit der rechten Hand steckte er
sie in den Mund, mit der linken zog er den Zopf an - Knack - zerfiel die Nuss
in Stücke! - Marie war glutrot geworden, als sie den jungen artigen Mann
erblickte, und noch röter wurde sie, als nach Tische der junge
Drosselmeier sie einlud, mit ihm in das Wohnzimmer an den Glasschrank zu gehen.
"Spielt nur hübsch miteinander, ihr Kinder, ich habe nun, da alle
meine Uhren richtig gehen, nichts dagegen", rief der Obergerichtsrat. Kaum
aber war der junge Drosselmeier mit Marie allein, als er sich auf ein Knie
niederließ und also sprach: "O mein vortrefflichste Demoiselle
Stahlbaum, sehn Sie hier zu Ihren Füßen den beglückten
Drosselmeier, dem Sie an dieser Stelle das Leben retteten! - Sie sprachen es
günstig aus, dass sie mich nicht wie die garstige Prinzessin Pirlipat
verschmähen wollten, wenn ich Ihretwillen hässlich geworden! -
sogleich hörte ich auf ein schnöder Nussknacker zu sein und erhielt
meine vorige nicht unangenehme Gestalt wieder. O vortreffliche Demoiselle,
beglücken Sie mich mit Ihrer werten Hand, teilen Sie mit mir Reich und
Krone, herrschen sie mit mir auf
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