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Eisblumen
Weihnachtsmärchen
von Sophie Reinheimer - Seite 2
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Anfang des Weihnachtsmärchen ]
`ne ganze Ladung kam heut früh
Direkt vom Nordpol an,
Ganz frisch gepflückt, ganz frisch gepflückt,
Wie man gleich sehen kann.
Der Winter streut im Sonnenschein
Vor jedes Fenster sie.
Dooh - wundern sich die Leut da
Und staunen! Hui hihi - - - - - "
"Das war der Nordwind" - sagte der Ofen. "Ich kenn` ihn an der
Stimme." Die Möbel in der Stube waren alle ganz verstummt. Eisblumen
- also Eisblumen waren das? Und der Winter hatte sie mitgebracht?
Natürlich - der Winter konnte ja nur weiße Blumen schenken,
weiß wie der Schnee. Wie wunderbar - nein, wie wunderbar war das!
Eisblumen - ob die wohl auf Eisbergen oder Eisfelder gewachsen waren? Oder ob
der Winter einen großen Garten mit solchen Blumen hatte?
Es war doch schön von ihm, dass er die Blumen so heimlich ans Fenster
gestreut hatte. Ja - er wollte mal zeigen, dass er auch schöne Blumen
hatte, nicht nur der Sommer! Und nun war das Fenster doch nicht mehr so kahl,
nun standen wieder Blumen da und schmückten die Stube.
Aber:
"Sie nicken uns nicht zu wie die Sommerblumen", meinte das Sofa.
"Und sie winken auch nicht mit den Blätterärmchen. Und sie
duften nicht - und sie erzählen auch gar nichts", sagten die
Stühle.
Nun kam auch noch ein Sonnenstrahl ans Fenster. Und nun verwandelte das Silber
sich auf einmal in Gold - das blinkte und glitzerte, funkelte und leuchtete -
nein, es ist gar nicht zu beschreiben, wie schön es war, es war wie in
einem Märchen, einem Wintermärchen, es war so seltsam - ja, es war
eben ein Blumengruß aus einer fremden Welt - aus der Eiswelt! -
"Tik - tak, tik - tak, tik - tak", macht die große Uhr an der
Wand. Ihr war die Stille in der Stube ein bisschen ungemütlich, sie war
immer mehr für Leben und Bewegung. Auch der Schrank tat noch einmal einen
kleinen Knacks: "Wenn wir nur etwas tun können, dass diese
weißen Blumen sich auch mal bewegten."
"Ich will sie ein wenig begießen", sagte das
Gießkännchen. "Das wird wohl nichts nützen", meinte
der Ofen. "Aber wenn wir jetzt mal ein Feuerchen ansteckten - so ein recht
prasselndes, warmes Feuerchen - ha! Ihr solltet mal sehn, wie die weißen
Blätter und Blüten dann auftauen und anfangen würden, sich zu
bewegen. Sie sind nur so steif gefroren vor Kälte." Gerade, als ob
der Ofen sie gerufen hätte, kam in diesem Augenblick das Mädchen Lina
in die Stube. Sie hatte Papier und Holz in der Hand, damit macht sie - wie er
es gewünscht hatte - ein Feuer an.
Jetzt viel es den Möbeln wieder ein, wie sehr sie in der Nacht gefroren
hatten. Durch die Überraschung mit den weißen Winterblumen hatten
sie`s wahrhaftig ganz vergessen.
In der Stube wurde es bald wärmer und wärmer. Neugierig sahen alle
nach dem Fenster hin. Aber - du lieber Himmel - was war denn das? Von den
Eisblumen waren die obersten ja auf einmal verschwunden! Fort - weg - ganz weg!
Wo waren sie geblieben?
Die Möbel sahen sich erschrocken an.
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