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Die Schneekönigin

Prinz und Prinzessin

Weihnachtsmärchen von Hans Christian Andersen ( 1805 bis 1875 )

Gretchen musste wieder ausruhen. Da hüpfte dort auf dem Schnee, der Stelle, wo sie saß, gerade gegenüber, eine große Krähe, die hatte lange gesessen, sie betrachtet und mit dem Kopfe gewackelt; nun sagte sie: "Kra! Kra! - gut` Tag! Gut`Tag!" Besser konnte sie es nicht herausbringen, aber sie meinte es gut mit dem kleinen Mädchen und fragte, wohin sie allein in die weite Welt hinausgehe. Das Wort "allein" verstand Gretchen sehr wohl und fühlte recht, wie viel darin lag, und dann erzählte sie der Krähe ihr ganzes Leben und Geschick, und fragte, ob sie Karl nicht gesehen habe.
Die Krähe nickte ganz bedächtig und sagte: "Das könnte sein!" "Wie? Glaubst du?" rief das kleine Mädchen, und hätte fast die Krähe tot gedrückt, so küsste sie diese.
"Vernünftig, vernünftig!" sagte die Krähe. "Ich glaube, ich weiß, - ich glaube, es kann der kleine Karl sein! Aber nun hat er dich sicher über der Prinzessin vergessen!"
"Wohnt er bei einer Prinzessin?" fragte Gretchen.
"Ja, höre!" sagte die Krähe. "Aber es fällt mir schwer deine Sprache zu reden. Verstehst du die Krähensprache, dann will ich besser erzählen!"
"Nein, diese habe ich nicht gelernt!" sagte Gretchen, "aber die Großmutter konnte sie, und auch die P-Sprache konnte sie sprechen. Hätte ich es nur gelernt!"
"Schadet gar nichts!" sagte die Krähe. "Ich werde erzählen, so gut ich kann, aber schlecht wird es immer!" Dann erzählte sie, was sie wusste.
"In diesem Königreich, in welchen wir jetzt sitzen, wohnt eine Prinzessin, die ist ganz außerordentlich klug, aber sie hat auch alle Zeitungen, die es in der Welt gibt, gelesen und wieder vergessen, so klug ist sie. Vor kurzem sitzt sie auf dem Throne, und das ist doch nicht angenehm, sagt man, da fängt sie an ein Lied zu singen: "Weshalb sollte ich mich nicht verheiraten?" "Höre, da ist etwas daran", sagte sie, und so wolle sie sich verheiraten, aber sie wollte einen Mann haben, der zu antworten verstand, wenn man mit ihm sprach, einen, der nicht nur stand und vornehm aussah, denn das ist zu langweilig. Nun ließ sie alle Hofdamen zusammentrommeln, und als diese hörten, was sie wollte, wurden sie sehr vergnügt. "Das mag ich leiden!" sagten sie, "daran dachte ich neulich auch!" - Du kannst glauben, dass jedes Wort, was ich sage, wahr ist!" sagte die Krähe. "Ich habe eine zahme Geliebte, die geht frei im Schlosse umher, und die hat mir Alles erzählt!" Die Geliebte war natürlicherweise auch eine Krähe. Denn eine Krähe sucht die andere, und das bleibt immer eine Krähe.
"Die Zeitungen kamen sogleich mit einem Rande von Herzen und der Prinzessin Namenzug heraus. Man konnte darin lesen, dass es jedem jungen Mann, der gut aussah, frei stehe, auf das Schloss zu kommen und mit der Prinzessin zu sprechen, und derjenige, welcher rede, dass man hören könne, er sei dort zu Hause, und der am besten spreche, den wollte die Prinzessin zum Manne nehmen! - "Ja, ja!" sagte die Krähe, "du kannst es mir glauben, es ist so gewiss wahr, als ich hier sitze. Die Leute strömten herzu, da war ein Gedränge und ein Laufen, aber es glückte nicht, weder den ersten noch den zweiten Tag. Sie konnten Alle gut sprechen, wenn sie draußen auf der Straße waren, aber wenn sie in das Schlosstor traten und sahen die Wachen in Silber und die Treppen hinauf die Diener in Gold, und die großen erleuchteten Säle, dann wurden sie verwirrt; und standen sie vor dem Throne, wo die Prinzessin saß, dann wussten sie nichts zu sagen, als das letzte Wort, was sie gesprochen hatte, und sie kümmerte sich nicht darum, das noch einmal zuhören. Es war gerade, als ob die Leute darinnen Schnupftabak auf den Magen bekommen hätten und in den Schlaf gefallen wären, bis sie wieder auf die Straße kamen; dann konnten sie wieder sprechen. Da stand eine ganze Reihe vom Stadttor an bis zum Schloss. "Ich war selbst drinnen, um es zu sehen!" sagte die Krähe. "Sie wurde sowohl hungrig wie durstig, aber auf dem Schloss erhielten sie nicht einmal ein Glas Wasser. Zwar hatten einige der Klügsten Butterbrot mitgenommen, aber sie teilten nicht mit ihrem Nachbar, sie dachten: Lass ihn nur hungrig aussehen, dann nimmt die Prinzessin ihn nicht!"
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Die Schneekönigin:
1. Geschichte, welche von dem Spiegel und den Scherben handelt.
2. Geschichte: Ein kleiner Knabe und ein kleines Mädchen
3. Geschichte: Der Blumengarten bei der Frau, welche zaubern konnte.
4. Geschichte: Prinz und Prinzessin
5. Geschichte: Das kleine Räubermädchen
6. Geschichte: Die Lappin und die Finnin
7. Geschichte: Von dem Schlosse der Schneekönigin, und was sich später darin zutrug






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Weihnachtsmärchen: Die Schneekönigin - Prinz und Prinzessin