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Vom
Feuermännchen und der Maus Grisegrau
Weihnachtsmärchen
von Paula Dehmel - Seite 2
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Oder Maus lief ihrem Kameraden blitzschnell durch die Beine, rechtsum, linksum,
sprang ihm unversehens über den kopf weg, wieder durch die Beine und lief
ihm endlich davon. Dann begann ein tolles Haschen über Stuhl und Tisch,
oben und unten; von der Gardinenstange aufs Fensterbrett, von dort auf die
Sofalehne oder quer über die Kommode, bis sie sich endlich hatten und
müde waren. Dann setzten sie sich artig auf eine Fußbank und
streichelten und küssten sich wie richtige Liebesleute.
Bald aber tollten sie wieder wie vorher. Das dauerte so eine gute Stunde; da
ging der Mond weg, und Maus und Feuermännchen verschwanden im Ofen, unten,
wo schon lange eine Kachel fehlte. Na, nun wusste ich Bescheid und nahm mir
vor, da nun einmal das Mäuschen unserm Feuermännchen sein Schatz war,
ihr nix Böses zu tun. Im Gegenteil, Grete musste jeden Tag ein
Puppenschälchen voll Milch vor das Ofenloch stellen; und ich tat ab und zu
auch noch einen andern guten Bissen hinein; wusste ich doch, dass auch
Feuermännchen kein Kostverächter sei.
Bald war das Mäuschen so zahm, dass es sich auch am Tage hervorwagte, ja,
es stellte sich zu den Mahlzeiten ein und trug manch Häppchen zu ihrem
Schatz ins Ofenloch. Wir nannten sie Frau Grisegrau und hatten sie alle lieb.
Wenn Vollmond war, ließ es mir keine Ruhe; eine Nacht wenigstens musste
ich ihrem übermütigen Treiben zusehen. Auch dem Fritz und der Grete
machte ich mal im Wohnzimmer ihr Bett auf; aber die dummen Göhren
schliefen immer ein und wussten am andern Morgen nix vom Feuermännchen und
nix von Frau Grisegrau.
So lebten wir ein paar schöne Jahre zusammen; und wenn die Bratäpfel
in unserm alten Ofen schmorten und draußen der Sturm ging, erzählte
ich den Kindern neue Kunststücke von Feuermännchen und Grisegrau, und
sie guckten vergnügt ins Ofenloch und sahen das Teufelchen lustig flackern
und springen.
Doch nun kommt's traurig, Kinder, denn alles Schöne hat im Leben mal ein
Ende.
Eines Tages lag unser Mäuschen tot vor ihrem Loche. Ein fremder Kater
hatte sich hereingeschlichen und es erwischt. Ich verjagte ihn, aber ich kam zu
spät.
Ich blieb im Wohnzimmer, und als der Mond kam, sah ich unser Feuermännchen
klagend um die Leiche gehen. Zuletzt nahm er sie auf den rücken und ging
langsam den gewohnten Weg durch die Kachel.
Im Ofen war noch Glut, ich bückte mich, um hineinzusehen, da war er schon
mit seiner lieben Grisegrau mitten drin. Hellauf loderten die Flammen, die die
kleine Maus begraben sollten; ganz stille hockte das Feuermännchen daneben
und sah zu.
Mir war ganz traurig zumute, als ob mir was liebes gestorben wäre . . .
Bei uns im Hause wurde es auch still, seitdem Feuermännchen und Griesegrau
nicht mehr zusammen spielten. Der Fritz kam zu den Soldaten und die Grete wurde
Erzieherin weit weg in Ungarn.
Für mich allein mochte ich keine Bratäpfel mehr in den alten
Kachelofen legen, und auch das Feuermännchen habe ich seit jener Nacht
nicht wieder gesehen.
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