|
|
Christkinds
Boten
Nikolausgedicht von
Julius Lohmeyer, 1835 bis 1903
|
|
|
Christkinds Boten
Nun bricht der heilge Christtag an;
trüb glüht der Wintermorgen
um Niklas Klause, tief im Tann,
in Busch und Kluft geborgen.
Weit steht der Wald in rosger Pracht
gleichwie in Weihnachtskerzen!
Schon glühn, in Freude hold erwacht,
viel tausend Kinderherzen!
Schon heben in den Gründen an
die heilgen Weihnachtsglocken!
Ein Lichtschein wandelt durch den Tann -
die Rehlein stehn erschrocken.
Ein wonnesames Singen schallt
daher im Morgenwinde:
das Christkind wandelt durch den Wald
mit seinem Lichtgesinde.
Es sendet seine Boten aus,
durch Dorf und Stadt zu wallen.
"Heraus nun, Vater Nikolaus,
mit deinen Schätzen allen!
Schon naht der lieben Engel Schar:
im Frührot und vor Tagen
was du geschafft im ganzen Jahr
in Hütt und Schloß zu tragen!
"Mach auf! Mach auf!" Er läßt sie ein,
die lichten Himmelsknaben.
Fort schweben sie im Frührotschein
mit seinen Wundergaben.
Ob allen Tälern rauscht es sacht,
klingt es im Jubelschalle:
"Dies ist der Tag, den Gott gemacht!
Freut euch, ihr Kinder alle!"
|
|
|