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Der
Geiger
Weihnachtsgeschichte
von Monika Hunnius - Seite 2
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nicht gefragt, wer ich sei, von wo ich käme, sie hat sich nur
gefreut." Schweigend wanderten wir durch die verschneiten Straßen
meiner Wohnung zu. Heller Lichterglanz schien auf unserem Wege, und in den
Häusern zündete man schon die Weihnachtsbäume an. Mein
Gefährte schwieg. "Welch ein merkwürdiger Tag", sagte er
plötzlich, "mir ist`s, als ob es wirklich Frieden auf Erden
wäre."
Und nun kam auch bei uns die Stunde des Bescherens. Meine alte Tante und mein
Schützling waren "die Kinder", die hinter der Tür harren
mussten, bis das Zeichen zum Herankommen erklang. Und dann öffnete sich
die Tür und wir sangen: "Von Himmel hoch, da komm ich her!", und
unser Junge bekam seine Geschenke, die ihn in einen Freudenrausch versetzten.
Nach dem Abendessen saßen wir im Weihnachtszimmer, es duftete nach
Tannen, nach Wachs und all den Frühlingsblumen, die das Zimmer
füllten. Da ging ihm das Herz auf, und er erzählte von "zu
Hause", ein trostloses, ödes Bild entwarf er uns. Streit zwischen den
Eltern, keine Liebe, kein Verstehen; im erbitterten Kampf ums Dasein war in
ihrem Hause alle Liebe4 erloschen und mit der Liebe die Freude. Wir hörten
still zu, als sich so Bild auf Bild vor unseren Augen entrollte von seinem
Leben, in dem die Sonne gefehlt hatte, und dessen Alltag von keinem Glanz
durchstrahlt war. Nun schwieg er. "Armes Kind!" sagte ich
unwillkürlich, das Schweigen brechend. Da bückte er sich tief und
barg sein Gesicht aufschluchzend in seine Hände. Es war ganz still im
Zimmer. Man hörte nur das Knistern eines brennenden kleinen Tannenzweiges,
der einem Lichtlein zu nahe gekommen war, und das Schluchzen, das aus seiner
jungen Seele brach. Dann ließ er die Hände herabsinken und hob sein
tränenüberströmtes Gesicht empor. "Ich habe noch nie ein
Weihnachtsfest gehabt", sagte er, "jetzt weiß ich es, dieses
war mein erstes Weihnachtsfest."
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