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Am Sonntage nach Weihnachten

Weihnachtsgedicht von Annette von Droste Hülshoff, 1797 bis 1848



Am Sonntage nach Weihnachten
(Luc. 2, 33-40.)

An Jahren reif und an Geschicke,
Blieb ich ein Kind vor Gottes Augen,
Ein schlimmes Kind voll schwacher Tücke,
Die selber mir zu schaden taugen.
Nicht hat Erfahrung mich bereichert;
Wüst ist mein Kopf, der Busen leer;
Ach, keine Furcht hab` ich gespeichert
Und schau` auch keine Saaten mehr!

Ging so die teure Zeit verloren,
Die über Hoffen zugegeben
Dem Wesen, was , noch kaum geboren,
Schon schmerzlich kämpfte um sein Leben:
Ich, die den Tod seit Jahren fühle
Sich langsam nagen bis ans Herz,
Weh, mir ich treibe Kinderspiele,
Als sei der Sarg ein Mummenscherz!

In siechen Kindes Haupte dämmert,
Das unverstandne Missbehagen,
So, wenn der Grabwurm lauter hämmert,
Fühl` bänger ich die Pulse schlagen.
Dann bricht hervor das matte Stöhnen,
Der kranke, schmerzgedämpfte Schrei;
Ich lange mit des Wurmes Dehnen
Sehnsüchtig nach der Arzenei.

Doch wenn ein frischer Hauch die welke,
Todsieche Nessel hat berühret,
Dann hält sie sich wie Ros` und Nelke
Und meint sich königlich gezieret.
O Leichtsinn, Leichtsinn sondergleichen,
Als ob kein Seufzer ihn gestört!
Und doch muss ich vor Gram erbleichen,
Durch meine Seele ging ein Schwert.

Wer musst` so vieles Leid erfahren
An Körpernot und Seelenleiden
Und dennoch in so langen Jahren
Sich von der Welt nicht mochte scheiden.
Ob er als Frevler sich dem Rade,
Als Tor geselle sich dem Spott,
O, sei barmherzig, ew`ge Gnade,
Nicht` ihn als Toren, milder Gott!

Du hast sein siedend Hirn gebildet,
Der Nerven rastlos flatternd Spielen
Nicht von gesundem Blut geschildet,
Weißt seine dumpfe Angst zu fühlen,
wenn er sich windet unter Schlingen,
Zu mächtig ihm und doch verhasst,
Er gern ein Opfer möchte bringen,
Wenn es nur seine Hand erfasst.

Was Sünde war, du wirst es richten,
Und meine Strafe muss ich tragen,
Und was Verwirrung, wirst du schlichten,
Weit gnäd`ger, als ich dürfte sagen.
Wenn klar das Haupt, die Fäden löser,
Was dann mein Teil, ich weiß es nicht,
Jetzt kann ich stammeln nur: "Erlöser,
Ich gebe mich in dein Gericht!"



Weihnachtsgedichte von Annette von Droste Hülshoff - aus: Das geistige Jahr
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