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Nussknacker und Mausekönig

Das Puppenreich

Weihnachtsmärchen von E.T.A. Hoffmann - Seite 2

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als immer und ewig dasselbe; und dass die Jäger so schläfrig und flau dazu bliesen, das hat auch seine Ursachen. Der Zuckerkorb hängt zwar über ihrer Nase in den Weihnachtsbäumen, aber etwas hoch! - Doch wollen wir nicht ein wenig weiter spazieren?" "Ach, es war doch alles recht hübsch, und mir hat es sehr wohl gefallen!" so sprach Marie, indem sie aufstand und dem voranschreitenden Nussknacker folgte. Sie gingen entlang eines süß rauschenden, flüsternden Baches, aus dem nun eben all die herrlichen Wohlgerüche zu duften schienen, die den ganzen Wald erfüllten. "Es ist der Orangenbach," sprach Nussknacker auf Befragen, "doch, seinen schönen Duft ausgenommen, gleicht er nicht an Größe und Schönheit dem Limonadenstrom, der sich gleich ihm in den Mandelmilchsee ergießt." In der Tat vernahm Marie bald ein stärkeres Plätschern und Rauschen und erblickte den breiten Limonadenstrom, der sich in stolzen isabellfarbenen Wellen zwischen gleich grün glühenden Karfunkeln leuchtendem Gesträuch fortkräuselte. Eine ausnehmend frische, Brust und Herz stärkende Kühlung wogte aus dem herrlichen Wasser. Nicht weit davon schleppte sich mühsam ein dunkelgelbes Wasser fort, das aber ungemein süße Düfte verbreitete und an dessen Ufer allerlei sehr hübsche Kinderchen saßen, welche kleine dicke Fische angelten und sie alsdann verzehrten. Näher gekommen, bemerkte Marie, dass diese Fische aussahen wie Lampertsnüsse. In einiger Entfernung lag ein sehr nettes Dörfchen an diesem Strome, Häuser, Kirche, Pfarrhaus, Scheuern, alles war dunkelbraun, jedoch mit goldenen Dächern geschmückt, auch waren viele Mauern so bunt gemalt, als seien Zitronat und Mandelkerne darauf geklebt. "Das ist Pfefferkuchenheim," sagte Nussknacker, "welches am Honigstrome liegt, es wohnen ganz hübsche Leute darin, aber sie sind meistens verdrießlich, weil sie sehr an Zahnschmerzen leiden, wir wollen daher nicht erst hineingehen." In dem Augenblick bemerkte Marie ein Städtchen, das aus lauter bunten durchsichtigen Häusern bestand und sehr hübsch anzusehen war. Nussknacker ging gerade zu darauf los, und nun hörte Marie ein tolles lustiges Getöse und sah, wie tausend niedliche kleine Leutchen viele hoch bepackte Wagen, die auf dem Markte hielten, untersuchten und abzupacken im Begriff standen. Was sie aber hervorbrachten, war anzusehen wie buntes gefärbtes Papier und wie Schokoladentafeln. "Wir sind in Bonbonhausen," sagte der Nussknacker, "eben ist eine Sendung aus dem Papierlande und vom Schokoladenkönig angekommen. Die armen Bonbonhäuser wurden neulich von der Armee des Mückenadmirals hart bedroht, deshalb überziehen sie ihre Häuser mit den Gaben des Papierlandes und führen Schanzen auf von den tüchtigen Werkstücken, die ihnen der Schokoladenkönig sandte. Aber, beste Demoiselle Stahlbaum, nicht alle kleinen Städte und Dörfer diese Landes wollen wir besuchen - zur Hauptstadt - zur Hauptstadt!" Rasch eilte Nussknacker vorwärts und Marie voller Neugierde ihm nach. Nicht lange dauerte es, so stieg ein herrlicher Rosenduft auf, und alles war wie von einem sanften hinhauchenden Rosenschimmer umflossen. Marie bemerkte, dass dies der Widerschein eines rosenrot glänzenden Wassers war, das in kleinen rosasilbernen Wellchen vor ihnen her wie in wunderlieblichen Tönen und Melodien plätscherten und rauschten. Auf diesem anmutigen Gewässer, das sich immer mehr und mehr wie ein großer See ausbreitete, schwammen sehr herrliche silberweiße Schwäne mit goldnen Halsbändern und sangen miteinander um die Wette die hübschesten Lieder, wozu diamantne Fischlein aus den Rosenfluten auf und nieder tauchten wie im lustigen Tanze. "Ach," rief Marie ganz begeistert aus, "ach, das ist der See, wie ihn Pate Drosselmeier mir einst machen wollte, wirklich, und ich selbst bin das Mädchen, das mit den lieben Schwänchen kosen wird." Nussknackerchen lächelte so spöttisch, wie es Marie niemals an ihm bemerkt hatte, und sprach dann: "So etwas kann denn doch wohl der Onkel niemals zustande bringen; Sie selbst viel eher, liebe Demoiselle Stahlbaum. Doch lassen Sie uns darüber nicht grübeln, sondern vielmehr über den Rosensee hinüber nach der Hauptstadt schiffen."





Seite: Seite 1 - Das Puppenreich   

Nussknacker und Mausekönig:
1. Der Weihnachtsabend
2. Die Gaben
3. Der Schützling
4. Wunderdinge
5. Die Schlacht
6. Die Krankheit
7. Das Märchen von der harten Nuss
8. Fortsetzung von dem Märchen mit der harten Nuss
9. Beschluss des Märchens von der harten Nuss
10. Onkel und Neffe
11. Der Sieg
12. Das Puppenreich
13. Die Hauptstadt
14. Beschluss






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Weihnachtsmärchen: Nussknacker und Mausekönig - Das Puppenreich