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Vom Feuermännchen und der Maus Grisegrau

Weihnachtsmärchen von Paula Dehmel ( 1862 bis 1918 )

"Heut will ich euch die Geschichte vom Feuermännchen erzählen", sagte eines Abends unsere gute alte Tante Minna; " sie ist zwar ein bissel gruselig, aber ich will sie euch doch erzählen.
Ihr müsst wissen, zu Hause in Pankenbrück hatten wir einen großen Kachelofen, so einen recht altmodischen grünen Kachelofen. Und blanke Haken hatte er, um nasse Kleider dran aufzuhängen, und eine Warmröhre mit einer Messingtüre hatte er auch.
Ich sage euch Kinder, es war ein Prachtstück von einem alten Kachelofen!
Und was das herrlichste war, es wohnte ein Feuermännchen drin, ein wirklich gelbes Teufelchen. Wenn man unten die Tür aufmachte und die rote Glut einem entgegenschlug, konnte man ihn deutlich hüpfen und springen sehn, hopp, hopp, immer durch die Flammen durch, hinüber und herüber. Manchmal machte er auch einen ganz lächerlichen Specktakel. Er amüsierte sich, die Holzstücke, die nicht gleich brennen wollten, knack, mitten durchzubrechen, spuckte wohl auch die Flammen, dass sie sprühten und zischten, und kicherte vernehmlich hinterher. Kurz und gut, er war eben ein rechtes Teufelchen, wie alle andern Feuermännchen auch sind.
Doch nun kommt meine Geschichte.
Einmal nämlich musste ich eine Mausefalle aufstellen. Im Eckschrank in der Wohnstube hatte das Brot ein ganz verdächtiges Loch gehabt. Ich briet ein Stück Speck hübsch knusprig und legte es in die Falle. Am andern Morgen war der Speck weg, die Falle aber zu und von einem Mäuschen nix zu sehen. Grete und ich schüttelten verwundert die Köpfe; bloß der Fritz, der sich über nichts wunderte, lachte unbändig, so dass wir schon glaubten, er habe das Mäuschen wieder laufen lassen. Er sagte aber nein, und da er ein wahrhaftiger Junge war, musste wir ihm schon glauben. Ich machte ein neues Stück Speck zurecht und richtete die Falle zum zweiten Male. Aber es ging wie vorher: Speck weg, Maus weg, Falle zu! Das ging nicht mit rechten Dingen zu!
Ich machte mir nun mein Bett auf dem Sofa in der Wohnstube zurecht und wollte aufpassen. In der Falle roch wieder ein saftiges Speckstückchen. Ich legte mich hin und blinzelte von Zeit zu Zeit hinüber, aber es blieb alles still.
Wenn der Vollmond nicht so hell ins Zimmer geschienen hätte, wäre mir die Zeit gewiss recht lang geworden. Endlich hörte ich Trippelschrittchen, und - Kinder, da hatten wir die Bescherung! Da kam mein Mäuschen, aber nicht allein, es hatte einen artigen Kavalier bei sich, nämlich unser leibhaftiges Feuermännchen. Der ging an die Falle, hielt zierlich und geschickt das Fallbrettchen hoch, Mäuschen holte den Speck, und als sie außer Gefahr war, ließ das Kerlchen vorsichtig den Deckel wieder fallen. Ich sah belustigt zu, mit welchem Appetit sie dann den Speck verzehrten, und spitzte die Ohren, was sie wohl sonst noch machen würden.
Ich brauchte nicht lange zu warten, bis sie ihre drolligen Spiele anfingen.
Mitten auf der Diele war ein großer weißer fleck, den hatte der Vollmond dorthin gemalt. Da begannen sie ihre Kunststückchen. wie die geschicktesten Turner und Seiltänzer sag' ich euch!
Einmal war Feuermännchen der Reiter und Maus das Pferdchen. Hui, ging's immer rundum, ohne Sattel und Zaum. Nein, das hättet ihr wirklich sehn müssen! Von Mäuschens kleinen Ohren bis zu Mäuschens Schwanzspitze lief das behände Männchen hin und her, vorwärts und rückwärts, dass sein gelbes Röckchen sich um ihn bauschte und die roten Schuhe klapperten. Dabei schoss er noch Köpfchen und schlug Räder dabei; ich sage euch, mir wurde ganz wirbelig dabei.
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Weihnachtsmärchen: Vom Feuermännchen und der Maus Grisegrau