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Der Schnee

Weihnachtsmärchen von Sophie Reinheimer - Seite 3

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"Dürfen wir diese schönen Kappen nun wohl immer behalten?" fragten sie. Aber der Morgenwind, der gerade des Weges daherspazierte kam, gab ihnen gleich die gehörige Antwort darauf. "Wo denkt ihr hin", sagte er, "wartet nur, bis die Sonne kommt, die wird sie euch von den Ohren ziehen; sie mag solche Verwöhnungen nicht leiden." Er ärgerte die Leute gern ein bisschen, der Morgenwind. "Pfiff!" machte er und blies noch rasch im Vorbeigehen dem einen Strauch ein bisschen von seinem Schmuck herunter, so dass ein kleines weißes Schneewölkchen in die Höhe flog.
Nun kam noch ein anderer Besuch in den Garten, ein Rabe, ganz feierlich, im schwarzen Anzug.
Er habe von der herrlichen Bescherung gehört und komme, sie sich anzusehen, sagte er. Dabei nahm er auf der alten Pumpe Platz.
"Was haben sie denn da für eine Schlafmütze auf?" fragte er. "Sind Sie so faul, dass Sie eine brauchen?" Und dabei hob er das eine Bein und strich der Pumpe die schöne, neue Kappe vom Kopfe herunter.
"Mach, dass du fortkommst, Grobian!" sagte sie und drohte ihm mit ihrem Schwengel, so dass der Rabe Angst bekam und fortflog.
"Ich will einmal probieren, wie sich`s auf dem neuen Teppich geht", sagte er. "Ganz schön, nur ein bisschen glatt ist er, so ganz ohne Muster, ich will mal eins daraufmachen."
Und nun hüpfte er auf dem Teppich herum, und überall, wo er hinhüpfte, gab es Striche, so dass der Teppich wirklich ganz gemustert aussah. Die andern fanden, dass der Teppich früher viel schöner gewesen war; aber dem Raben gefiel es so viel besser. Und er hätte sicher noch mehr Muster auf den Teppich gemacht, wenn - ja wenn nicht plötzlich mit großer Geschwindigkeit etwas Rotes dahergesaust gekommen wäre. Es war ein Schlitten. Die Kinder hatten ihn zu Weihnachten bekommen und freuten sich nun sehr, dass das Christkind ihnen auch Schnee dazu geschickt hatte. Rings um den Rasen herum ging die fröhliche Fahrt. Dann wurde haltgemacht, und nun kamen die Schneeballen an die Reihe. Hui! Da flogen sie - hier einer, da einer. Es war ein großes Vergnügen, ein richtiges, echtes Wintervergnügen.
Aber das schönste kam noch. Das schönste war ein Schneemann, den die Kinder aufbauten, gerade vor der alten Laube, als stehe er Schildwache davor. Es war ein prächtiger Schneemann! Er musste jedem gefallen, und er gefiel auch allen.
"Ein netter Kamerad, den wir da bekommen haben", sagten die Zaunpfähle. "Hoffentlich versteht er sich auch auf`s Erzählen, damit wir ein wenig Unterhaltung haben.
Es wagte aber niemand, den Schneemann anzureden.
Glücklicherweise fing dieser von selbst an.
"Guten Morgen!" sagte er. "Guten Morgen!" antwortete es von allen Seiten.
"Es ist schönes Wetter heute", sagte der Schneemann; etwas anderes fiel ihm gerade nicht ein.
"Ja - aber heute nacht hat es geschneit."
"Hm" - machte der Schneemann, "natürlich hat es geschneit - stände ich sonst hier? - Nein, dann hätte ich sicher mit der Wolke noch ein gut Stück weiterreisen können und hätte noch viel von der Welt gesehen."
"Ei", sagten die Sträucher, "Sie haben gewiss schon schöne Reisen bis hierher gemacht, wollen Sie uns nicht davon erzählen?"
"Gern", sagte der Schneemann. - Und dann erzählte er. "Ihr habt doch vorhin die Kinder in ihrem Schlitten fahren sehen? Das war ein Vergnügen, nicht wahr? Was würden diese Kinder wohl erst für ein Vergnügen haben, wenn sie in dem Lande wohnten, von dem ich mit der Schneewolke hergereist bin! Da liegt nämlich das ganze Jahr hindurch Schnee, so dass man immer Schlitten fahren muss. Das ist lustig, nicht wahr? Die Schlitten werden aber dort von großen Tieren gezogen, man nennt sie Renntiere. Die armen Tiere! Der Schnee deckt ihnen oft alles Futter auf der Erde zu, sie müssen es sich erst unter dem Schnee hervorholen. Ich habe sie mit ihrem großen Geweihen den Schnee fortschaufeln sehen. In diesem Lande ist es
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Weihnachtsmärchen: Der Schnee