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Der Schnee

Weihnachtsmärchen von Sophie Reinheimer - Seite 4

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bitter kalt. Die Leute haben immer diese Pelze an. Ja, wenn man mit einer Schneewolke reist wie ich, dann bekommt man wirklich viel Merkwürdigens zu sehen.
Habt ihr vielleicht schon einmal ein Haus aus Schnee gesehen? Nein, aber ich habe eins gesehen - ja, ja, eine richtige kleine Hütte war`s, mit Fenstern und Tür und Schornstein! Auch Leute wohnten drin. Meint ihr vielleicht, die Leute hätten in ihren Schneehütten gefroren? O nein, der Schnee hielt sie schön warm. Der Schnee macht überhaupt schön warm. Einmal sah ich einen Mann, der hatte sich seine Nase rot und blau gefroren. Was glaubt ihr, was er tat? Er hob Schnee von der Erde auf und rieb sich seine Nase damit, und als er dies ein paar Mal getan hatte, da war die Nase wieder heil, und der Mann war dem Schnee sehr dankbar dafür.
Ich habe auf meiner Reise noch mehr Leute gesehen, die sich freuten, dass es geschneit hatte. Da war zum Beispiel ein Mann, der musste in der Nacht durch den Wald nach Hause gehen. Er hatte aber keine Laterne bei sich und hätte sich sicher im Walde verloren, wenn nicht der Weg und der ganze Wald voll Schnee gelegen hätte. Der Schnee machte es so hell, dass der Mann doch seinen Weg nach Hause fand. Freilich, manchen habe ich auch gesehen, der freute sich gar nicht über den Schnee. Zum Beispiel der Tannenbaum in dem Walde, der an der Schneelast auf seinen Zweigen schwer zu tragen hatte. Oder die Leute, denen der Schnee eine hohe Mauer vor die Tür gebaut hatte, so dass sie gar nicht herauskommen konnten. Und dann die, denen der Sturm soviel Schnee in die Augen blies, dass sie gar nicht sehen konnten."
In diesem Augenblick kam die Sonne hinter den Wolken hervor.
"Uff!" machte der Schneemann auf einmal, "da ist sie. Nun ist es aus mit mir, ihr werdet es gleich sehen."
Sie sahen aber zuerst gar nichts, als dass auf einmal aller Schnee ganz wunderschön in der Sonne glitzerte. Es war eine wahre Pracht, die die Sonne da hervorgezaubert hatte. "Traut ihr nicht", sagte der Schneemann, "die Herrlichkeit wird gleich zu Ende sein. Oh, wäre ich doch mit der Wolke fortgezogen, weiter zu den hohen Bergen hin, wo es so herrlich kalt ist, dass die Schneeflocken nicht in der Sonne zu sterben brauchen, sondern in Eis verwandelt werden und ewig leben."
So sprach der Schneemann.
Aber was war denn das? Der ganze Garten weinte ja auf einmal! Von jedem Strauch, von jedem Zaunpfahl, von der Laube und von der Pumpe fielen große Tropfen herab in den Schnee, und jeder machte ein Loch hinein. Weinten sie alle, weil der Schneemann vom Sterben sprach, der Schneemann, der ihnen so hübsch erzählt hatte?
Ach nein - es war Tauwetter eingetroffen, das war`s. Immer mehr Sonnenstrahlen kamen, und jeder schmolz ein bisschen von dem Schnee hinweg, jeder ließ ein Stückchen Herrlichkeit zerfließen.
Und gerade, als sie am allerschönsten war!
Aber so geht es ja immer.
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Weihnachtsmärchen: Der Schnee