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Die Schneekönigin

Von dem Schlosse der Schneekönigin, und was sich später darin zutrug.

Weihnachtsmärchen von Hans Christian Andersen ( 1805 bis 1875 )

Des Schlosses Wände waren gebildet von dem treibenden Schnee und Fenster und Türen von den schneidenden Winden; da waren über hundert Säle, alle, wie der Schnee sie zusammentrieb, der größte erstreckte sich mehrere Meilen lang, alle beleuchtet von dem starken Nordlicht, und sie waren leer, eisig kalt und glänzend. Nie gab es hier Lustbarkeit, nicht einmal einen kleinen Bärenball, wozu der Sturm aufspielen und die Eisbären auf den Hinterfüßen gehen und dabei ihre Geberden hätten zeigen können; nie eine kleine Spielgesellschaft mit Maulklapp und Tatzenschlag, nie ein klein bisschen Kaffeeklatsch von den weißen Fuchsfräulein; leer, groß und kalt war es in den Sälen der Schneekönigin. Die Nordlichter flammten so genau, dass man sie zählen konnte, wenn sie am höchsten und wenn sie am niedrigsten standen. Mitten in diesem leeren unendlichen Schneesaale war ein zugefrorener See, der war in tausend Stücke gesprungen, aber jedes Stück war dem andern so gleich, dass es ein wahres Kunstwerk war. Mitten auf diesem saß die Schneekönigin, wenn sie zu Hause war, und dann sagte sie, dass sie im Spiegel des Verstandes sitze, und dass dieser der einzige und beste in der Welt sei.
Der kleine Karl war ganz blau vor Kälte, ja fast schwarz, aber er merkte es nicht, denn sie hatte ihm den Frostschauer abgeküsst, und sein Herz glich einem Eisklumpen. Er ging und schleppte einige scharfe flache Eisstücke, die er auf alle mögliche Weise an einander passte, gleich wenn wir kleine Holztafeln haben und diese in Figuren zusammenlegen, was man das chinesische Spiel nennt. Karl ging auch und legte Figuren, die allerkünstlichsten; das war das Eisspiel des Verstandes. In seinen Augen waren die Figuren ganz ausgezeichnet und von der höchsten Wichtigkeit; das machte das Glaskörnchen, welches ihm im Auge saß! Er legte ganze Figuren, die ein geschriebenes Wort waren, aber nie konnte er es herausbringen, das Wort zu legen, was er gerade haben wollte, das Wort "Ewigkeit", und die Schneekönigin hatte gesagt: "Kannst du die Figur ausfindig machen, dann sollst du dein eigner Herr sein und ich schenke dir die ganze Welt und ein Paar neue Schlittschuhe." Aber er konnte es nicht.
"Nun sause ich fort nach den warmen Ländern!" sagte die Schneekönigin. "Ich will hinfahren und in die schwarzen Töpfe hineinsehen!" - Das waren die feuerspeienden Berge Ätna und Vesuv, wie man sie nennt. "Ich werde sie ein wenig weiß machen, das gehört dazu, das tut den Zitronen und Weintrauben gut!" Damit flog die Schneekönigin davon, und Karl saß ganz allein in dem vielen Meilen weiten großen, leeren Eissaal, betrachtete die Eisstücke und dachte und dachte, sodass es in ihm knackte, ganz steif und stille saß er, man hätte glauben können, er sei erfroren. Da war es, dass das kleine Gretchen durch das Tor in das Schloss trat. Hier herrschten schneidende Winde; aber sie betete ein Abendgebet, und da legten sich die Winde, als ob sie schlafen wollten, und sie trat in die großen, leeren, kalten Säle hinein - da erblickte sie Karl, sie erkannte ihn, sie flog ihm um den Hals, hielt ihn dann fest und rief: "Karl! Lieber kleiner Karl! Da habe ich dich endlich gefunden!"
Aber er saß ganz still, steif und kalt; - da weinte das kleine Gretchen heiße Tränen, die fielen auf seine Brust, sie drangen in sein Herz, sie tauten den Eisklumpen auf und verzehrten das kleine Spiegelstück darin; er betrachtete sie, und sie sang:

"Rosen, die blüh`n und verwehen,
Wir werden das Christkindlein sehen!"

Da brach Karl in Tränen aus; er weinte, dass das Spiegelkörnchen aus dem Auge schwamm, er erkannte sie und jubelte: "Gretchen! Liebes kleines Gretchen! - Wo bist du doch so lange gewesen? Und wo bin ich gewesen?" Und er blickte rings um sich her. "Wie kalt ist es hier! Wie es hier weit und leer ist!" und er klammerte sich an Gretchen an, und sie lachte und weinte vor Freude. Das war so herrlich, dass selbst die Eisstücke vor Freude ringsumher tanzten, und als sie müde waren und sich niederlegten, lagen sie gerade in den Buchstaben,
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Die Schneekönigin:
1. Geschichte, welche von dem Spiegel und den Scherben handelt.
2. Geschichte: Ein kleiner Knabe und ein kleines Mädchen
3. Geschichte: Der Blumengarten bei der Frau, welche zaubern konnte.
4. Geschichte: Prinz und Prinzessin
5. Geschichte: Das kleine Räubermädchen
6. Geschichte: Die Lappin und die Finnin
7. Geschichte: Von dem Schlosse der Schneekönigin, und was sich später darin zutrug






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