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Als
ich Christtagsfreude holen ging
Weihnachtsgeschichte
von Peter Rosegger - Seite 3
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Anfag der Weihnachtsgeschichte ]
so hing, daß ich das Ding über der Achsel tragen konnte, vorne ein
Bündel und hinten ein Bündel.
Als das geschehen war, fragte ich mit einer nicht minder tückischen Ruhe
als vorhin, was das alles zusammen ausmache?
"Das macht drei Gulden fünfzehn Kreuzer," antwortete er mit
Kreide um den Mund.
"Ja, ist schon recht," hierauf ich, "da ist derweil ein Gulden,
und das andere wird mein Vater, der Waldbauer in Alpel, zu Ostern zahlen."
Schaut mich der bedauernwerte Mann an und fragte höchst ungleich: "Zu
Ostern? In welchem Jahr?" "Na nächste Ostern, wenn die
Kohlenraitung ist."
Nun mischte sich die Frau Doppelreitrin, die andere Kunden bediente, drein und
sagte: "Laß ihm's nur, Mann, der Waldbauer hat schon öfter auf
Borg genommen und nachher allemal ordentlich bezahlt. Laß ihm's
nur."
"Ich laß ihm's ja, wird ihm's nicht wieder wegnehmen,"
antwortete der Doppelreiter. Das war doch ein bequemer Kaufmann! Jetzt fielen
mir auch die Semmeln ein, welche meine Mutter noch bestellt hatte. "Kann
man da nicht auch fünf Semmeln haben?" fragte ich.
"Semmeln kriegt man beim Bäcker," sagte der Kaufmann.
Das wußte ich nun gleichwohl, nur hatte ich mein Lebtag nichts davon
gehört, daß man ein paar Semmeln auf Borg nimmt, daher vertraute ich
der Kaufmännin, die sofort als Gönnerin zu betrachten war, meine
vollständige Zahlungsunfähigkeit an. Sie gab mir zwei bare Groschen
für Semmeln, und als sie nun noch beobachtete, wie meine Augen mit den
reiffeuchten Wimpern fast unlösbar an den gedörrten Zwetschgen
hingen, die sie einer alten Frau in den Korb tat, reichte sie mir auch noch
eine Handvoll dieser köstlichen Sache zu: "Unterwegs zum
naschen."
Nicht lange hernach, und ich trabte mit meinen Gütern reich und schwer
bepackt durch die breite Dorfgasse dahin. Überall in den Häusern
wurde gemetzgert, gebacken, gebraten, gekellert; ich beneidete die Leute nicht;
ich bedauerte sie vielmehr, daß sie nicht ich waren, der mit so
großem Segen beladen gen Alpel zog. Das wird morgen ein Christtag werden!
Denn die Mutter kann's, wenn sie die Sachen hat. Ein Schwein ist ja auch
geschlachtet worden daheim, das gibt Fleischbrühe mit Semmelbrocken,
Speckfleck, Würste, Nierenlümperln, Knödelfleisch mit Kren, dann
erst die Krapfen, die Zuckernudeln, das Schmalzkock mit Weinbeerln und Safran!
- Die Herrenleut da in Langenwang haben so was alle Tag, das ist nichts, aber
wir haben es im Jahr einmal und kommen mit unverdorbenem Magen dazu, das ist
was! - Und doch dachte ich auf diesem belasteten Freudenmarsch weniger noch ans
Essen, als an das liebe Christkind und sein hochheiliges Fest. Am Abend, wenn
ich nach Hause komme, werde ich aus der Bibel davon vorlesen, die Mutter und
die Magd Mirzel werden Weihnachtslieder singen; dann, wenn es zehn Uhr wird,
werden wir uns aufmachen nach Sankt Kathrein, und in der Kirche die feierliche
Christmette begehen bei Glocken, Musik und unzähligen Lichtern. Und am
Seitenaltar ist das Krippel, und aufgerichtet mit Ochs und Esel und den Hirten,
und auf dem Berg die Stadt Bethlehem und darüber die Engel, singend: Ehre
sei Gott in der Höhe! - Diese Gedanken trugen mich anfangs wie
Flügel. Doch als ich eine Weile die schlittenglatte Landstraße
dahingegangen war, unter den Füßen knirschenden Schnee, musste ich
mein Doppelbündel schon einmal wechseln von einer Achsel auf die andere.
In der Nähe des Wirtshauses "zum Sprengzaun" kam mir etwas
Vierspänniges entgegen. Ein leichtes Schlittlein mit vier feurigen,
hochaufgefederten Rappen bespannt, auf dem Bock ein Kutscher mit
glänzenden Knöpfen und einem Buttenhut. Der Kaiser? Nein, der Herr
Wachtler vom Schlosse Hohenwang daß im Schlitten, über und über
in Pelze gehüllt und eine Zigarre schmauchend. Ich blieb stehen, schaute
dem blitzschnell vorrüberrutschenden Zeug eine Weile nach und dachte:
Etwas krumm ist es doch eingerichtet auf dieser Welt; da sitzt ein starker Mann
drin und läßt sich hinziehen mit so viel überschüssiger
Kraft, und ich vermag mein Bündel kaum zu schleppen.
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