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Kapitelanfang der Weihnachtsgeschichte ]
du ein Körbchen mit lauter Büschelein von kleinen Lichtern: das sind
Christtagslichtchen, die verkauft man nicht. Jedem Kind, das etwas kauft,
darfst du so ein Büschelein schenken."
Das war nun eine Freude für Margretchen. Es kamen viele Kinder, fast
lauter elend und ärmlich gekleidet, die alle wenig vom Christabend
wussten. Eins holte um einen Kreuzer Schnupftabak für seinen Vater, oder
ein wenig Öl in die Lampe, ein anderes ein Lot Kaffee und Zucker, für
ein paar Kreuzer Butter oder Schmalz; wie sprang da die Kleine, um jedem sein
Päckchen Lichtchen zu geben und lachte vor lauter Vergnügen, wenn die
Kinder sich so freuten über die schönen Lichtlein! Margaretchen war
auch dürftig gekleidet, doch reinlich und sorgfältig, die Mutter
hatte ihr Schürzchen noch zierlich mit alten Bändern aufgeputzt; so
kam sie den ärmlichen, zerlumpten Kindern wie ein kleines Fräulein
vor.
So lang Margret Lichter verteilte und die Mutter emsig Kunden bediente, war der
kranke Vater in dem kleinen Ladenstübchen auch geschäftig gewesen.
Die Mutter hatte ihm ein Tischchen vors Bett gerückt, da hatte er allerlei
zu rüsten, was Margaretchen nicht sehen durfte, man hatte deshalb die
grünen Vorhänge an dem Fensterlein zugezogen, das in den Laden ging.
Die Kleine hatte im lauteren Eifer mit ihren Christtagsklichtern vergessen,
dass sie hatte hinaus wollen und das Christkind sehen und die hellen Fenster;
es war ihr nur bang, ob ihre Lichtlein reichen würden für alle
Kinder; sie hatte jetzt nur noch ein Päckchen schöne rote im
Körbchen, das Ladenglöcklein schellte aber immer seltener. Noch ein
zerlumpter Knabe kam mit einem kleineren Mädchen und holte etwas
Brennöl. "Kriegst du auch einen Christtag daheim?" fragte
Margretchen. "I net," sagte der und schüttelte traurig den Kopf;
"meine Mutter hat nichts und mein Vater trinkt Branntwein."
"Komm, ich will dir die Lichtlein schenken," sagte Margaretchen
wichtig.
"Was tut man damit?" fragte der Knabe, noch trotzig. "Sieh, da
hast du ein wenig weichen Lehm," sagte die Mutter, "da kannst du sie
aufkleben und anzünden, musst nur hübsch Achtung geben damit;"
und sie zündete ihm eins der dünnen Lichtchen an.
"Und ich hab eigne Lichtlein und kann selber hell machen in unserer
Stube!" rief jetzt der Bube auf einmal im höchsten Jubel,
"heidideldum!" und er machte einen Satz fast bis an die Decke, dass
Margretchen hell auflachte vor Freude. Dem kleinen Mädchen schenkte die
Mutter noch ein Stückchen Zuckerkandis, der Bub hätte fast in der
Freude sein Öl vergessen. "Komm nur, Kätterle," rief er
eilig, und nahm das Schwesterchen auf den Arm, "jetzt wird's schön
daheim! Lichtlein haben wir!" und Margretchen sah ihnen vergnügt
nach. Im Laden war's nun still, drinnen aber rief der Vater: "Komm herein
Margret!" Da schaute die Kleine hoch auf, wie die Tür aufging; da
drinnen war es so hell, so schön und auf dem Tisch stand ein Bäumchen
mit viel Lichtern und darunter eine Puppe in einem roten Kleidchen, die hatte
die Mutter gemacht, tief in der Nacht, wenn Margret fest schlief und der Mutter
fast die Augen zugefallen waren vor Schlaf. Es waren auch ein paar kleine
Schüsselchen und Töpfchen dabei; darin waren Zucker und Rosinen, dass
sie kochen konnte, und ein Schäfchen, das der Vater selbst aus Lehm und
Baumwolle gemacht und mit Stückchen von Goldpapier verziert hatte; es
sperrte freilich seine geraden Füße, die aus Schwefelhölzern
bestanden, seltsam auseinander, aber der Kleinen gefiel es doch gar zu wohl.
Voriges Jahr, da war der Vater so schwer krank gelegen, dass man keinen Baum
hatte anzünden können, so war's, als ob Margretchen zum ersten Mal im
Leben einen Christbaum sähe, und sie schlug in die Händchen und
hüpfte vor Freude und wagte noch gar nicht, die schöne Puppe, die so
vornehm aussah, als ihr eigen zu betrachten; sie hatte seither nur eine
hölzerne gehabt, die früher an einem Butterfass gerührt hatte
und jetzt nur noch die leeren Arme ausstreckte, und nicht nur ihr Butterfass,
sondern später auch den Kopf verloren hatte.
Als der erste Jubel der kleinen vorüber war und die Lichtlein so
allmählich herunter brannten, da setzte sie die Mutter auf den Stuhl neben
des Vaters Bett und der Vater erzählte ihr die alte, schöne
Geschichte vom lieben Heiland, wie er in der ersten Weihnacht zur Welt gekommen
und als ein armes kleines Kindlein in einem Stalle gelegen sei, und wie er nun
in aller Herrlichkeit und Seligkeit des Himmels noch an alle Kinder denke auf
der weiten Welt; wie
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