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Ein Weihnachtabend

Ein Weihnachtabend

Weihnachtsgeschichte von Ottilie Wildermuth - Seite 2

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du ein Körbchen mit lauter Büschelein von kleinen Lichtern: das sind Christtagslichtchen, die verkauft man nicht. Jedem Kind, das etwas kauft, darfst du so ein Büschelein schenken."
Das war nun eine Freude für Margretchen. Es kamen viele Kinder, fast lauter elend und ärmlich gekleidet, die alle wenig vom Christabend wussten. Eins holte um einen Kreuzer Schnupftabak für seinen Vater, oder ein wenig Öl in die Lampe, ein anderes ein Lot Kaffee und Zucker, für ein paar Kreuzer Butter oder Schmalz; wie sprang da die Kleine, um jedem sein Päckchen Lichtchen zu geben und lachte vor lauter Vergnügen, wenn die Kinder sich so freuten über die schönen Lichtlein! Margaretchen war auch dürftig gekleidet, doch reinlich und sorgfältig, die Mutter hatte ihr Schürzchen noch zierlich mit alten Bändern aufgeputzt; so kam sie den ärmlichen, zerlumpten Kindern wie ein kleines Fräulein vor.
So lang Margret Lichter verteilte und die Mutter emsig Kunden bediente, war der kranke Vater in dem kleinen Ladenstübchen auch geschäftig gewesen. Die Mutter hatte ihm ein Tischchen vors Bett gerückt, da hatte er allerlei zu rüsten, was Margaretchen nicht sehen durfte, man hatte deshalb die grünen Vorhänge an dem Fensterlein zugezogen, das in den Laden ging. Die Kleine hatte im lauteren Eifer mit ihren Christtagsklichtern vergessen, dass sie hatte hinaus wollen und das Christkind sehen und die hellen Fenster; es war ihr nur bang, ob ihre Lichtlein reichen würden für alle Kinder; sie hatte jetzt nur noch ein Päckchen schöne rote im Körbchen, das Ladenglöcklein schellte aber immer seltener. Noch ein zerlumpter Knabe kam mit einem kleineren Mädchen und holte etwas Brennöl. "Kriegst du auch einen Christtag daheim?" fragte Margretchen. "I net," sagte der und schüttelte traurig den Kopf; "meine Mutter hat nichts und mein Vater trinkt Branntwein."
"Komm, ich will dir die Lichtlein schenken," sagte Margaretchen wichtig.
"Was tut man damit?" fragte der Knabe, noch trotzig. "Sieh, da hast du ein wenig weichen Lehm," sagte die Mutter, "da kannst du sie aufkleben und anzünden, musst nur hübsch Achtung geben damit;" und sie zündete ihm eins der dünnen Lichtchen an.
"Und ich hab eigne Lichtlein und kann selber hell machen in unserer Stube!" rief jetzt der Bube auf einmal im höchsten Jubel, "heidideldum!" und er machte einen Satz fast bis an die Decke, dass Margretchen hell auflachte vor Freude. Dem kleinen Mädchen schenkte die Mutter noch ein Stückchen Zuckerkandis, der Bub hätte fast in der Freude sein Öl vergessen. "Komm nur, Kätterle," rief er eilig, und nahm das Schwesterchen auf den Arm, "jetzt wird's schön daheim! Lichtlein haben wir!" und Margretchen sah ihnen vergnügt nach. Im Laden war's nun still, drinnen aber rief der Vater: "Komm herein Margret!" Da schaute die Kleine hoch auf, wie die Tür aufging; da drinnen war es so hell, so schön und auf dem Tisch stand ein Bäumchen mit viel Lichtern und darunter eine Puppe in einem roten Kleidchen, die hatte die Mutter gemacht, tief in der Nacht, wenn Margret fest schlief und der Mutter fast die Augen zugefallen waren vor Schlaf. Es waren auch ein paar kleine Schüsselchen und Töpfchen dabei; darin waren Zucker und Rosinen, dass sie kochen konnte, und ein Schäfchen, das der Vater selbst aus Lehm und Baumwolle gemacht und mit Stückchen von Goldpapier verziert hatte; es sperrte freilich seine geraden Füße, die aus Schwefelhölzern bestanden, seltsam auseinander, aber der Kleinen gefiel es doch gar zu wohl. Voriges Jahr, da war der Vater so schwer krank gelegen, dass man keinen Baum hatte anzünden können, so war's, als ob Margretchen zum ersten Mal im Leben einen Christbaum sähe, und sie schlug in die Händchen und hüpfte vor Freude und wagte noch gar nicht, die schöne Puppe, die so vornehm aussah, als ihr eigen zu betrachten; sie hatte seither nur eine hölzerne gehabt, die früher an einem Butterfass gerührt hatte und jetzt nur noch die leeren Arme ausstreckte, und nicht nur ihr Butterfass, sondern später auch den Kopf verloren hatte.
Als der erste Jubel der kleinen vorüber war und die Lichtlein so allmählich herunter brannten, da setzte sie die Mutter auf den Stuhl neben des Vaters Bett und der Vater erzählte ihr die alte, schöne Geschichte vom lieben Heiland, wie er in der ersten Weihnacht zur Welt gekommen und als ein armes kleines Kindlein in einem Stalle gelegen sei, und wie er nun in aller Herrlichkeit und Seligkeit des Himmels noch an alle Kinder denke auf der weiten Welt; wie
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Ein Weihnachtabend:
1. Ein Weihnachtabend
2. Margretchen allein
3. Gabriele
4. Margret verirrt sich wieder
5. Gabrielens Christabend
6. Das Schwesterlein






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