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Eine
Weihnachtsbescherung
Weihnachtserzählung
von Paul Heyse - Seite 4
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Anfang der Weihnachtserzählung ]
ich merke, es steigt in mir auf, was ich vom Weibe in mir habe. Nichts für
ungut, meine verehrte Freundin!
Nu, wie Sie wollen, brummte die Hebamme achselzuckend. Jeder nach seiner Facon,
wie der alte Fritze zu sagen pflegte. Aber dann warten Sie noch einen
Augenblick, ich habe Ihnen noch was zu geben.
Sie steuerte mit etwas unbehilflichen Schritten an ihm vorbei, während er
schon den Mantel umhing, und er hörte sie die Treppe hinunter vor sich hin
räsonieren. Was sie noch wolle, darüber machte er sich keine
Gedanken. Er war wieder vor das Tannenbäumchen getreten und starrte in das
grüne Gezweig, hie und da ein schiefes Kerzchen geradebiegend.
Als die Türe wieder ging, sah er wie geistesabwesend auf. Seine dicke
Freundin trat ein wenig keuchend ein, sie trug etwas in ihrer Schürze,
dass sie jetzt herauszog.
`s ist nur eine Kleinigkeit, damit Sie doch auch wissen sollen, dass
Heiligabend ist. Sie sollten's neben dem Punschglas finden, wenn Sie mir
hernach die Ehre gegeben hätten. Da - und sie zog zwei Päckchen
heraus - ein bisschen Varinas, von Ihrer Lieblingssorte - und da ist auch eine
neue Pfeife dazu. Für `nen königlichen Kassenbeamten ist das
verschmauchte alte Möbel da nicht mehr anständig. Machen Sie man
keine Worte von wegen danken, `s ist nicht der Rede wert, aber mit was Besserem
ist Ihnen ja nicht beizukommen, Sie hängen ja so sehr an Ihrem alten Kram,
weil er sie an allerhand erinnert. Hier aber ist noch was - das ist nicht von
mir - Sie können `s aber gut gebrauchen, denn die alten, die ich ihnen
kürzlich gewaschen habe - du meine Güte! Da sitzt ja ein Stopf neben
dem andern. Wenn man sie scharf anguckt, gehen sie von selbst auseinander wie
Spinnweben.
Sie holte ein Packet aus der Schürze, das sie ihm mit einer sichtlichen
Verlegenheit hinhielt. Wie er das Papier auseinander wickelte, kam ein halb
Dutzend schöner silbergrauer Strümpfe zum Vorschein, mit roten
Bändchen zierlich zusammengebunden.
Er hatte vorhin den Tabak und die Pfeife mit einem gerührten Brummen und
stillem Kopfnicken auf den Stuhl gelegt, das Packet hielt er
kopfschüttelnd in der Hand.
Nicht von Ihnen, Weberken? Von wem kommt es denn?
Sie strich die Schürze wieder glatt, und eine leichte Röte
färbte ihre runden weißen Wangen, die trotz ihrer Jahre noch wenig
Falten zeigten.
Nu, sagte sie, schwer zu raten ist es wohl nicht. Von wem soll es sein, als von
meiner guten Freundin, der Hannchen Hinkel, die das Strumpf- und
Wollenwarengeschäft nebenan in der Lilienstraße hat. Sie wissen ja,
Herr Wachtmeister, dass sie große Stücke auf Sie hält, von
wegen Ihres eisernen Kreuzes, und weil Sie die Rosel so gut gehalten haben und
ein so respektierlicher, properer und adretter Mann sind. Wie ich ihr sagte,
Sie würden bald neue Socken brauchen, - da hab' ich grad' frische Ware
bekommen, liebe Webern, sagte sie, von einer ganz neu erfundenen Wolle. Bitten
Sie den Herrn Wachtmeister, die einmal zu probieren, mit einer schönen
Empfehlung von mir und als ein kleines christkindliches Angebinde, und wenn er
mir die Ehre geben wollte, morgen als am ersten Feiertage auf einen Löffel
Suppe mit Ihnen, - ich habe nur noch eine Gans, aber es würde mir sehr
angenehm sein - Sie stockte plötzlich und wurde noch roter, und es war,
als ob sie den Blick fühlte, den er fest auf sie gerichtet hielt, denn sie
wandte das Gesicht ab und seufzte einmal auf, wobei sie ihr Tuch fester um die
runden Schultern zog.
Der Zeisig im Bauer fing hell an zu zwitschern. Das schien den Mann im
Soldatenmantel aus seinem hinträumen aufzurütteln.
Nehmen sie die Strümpfe nur wieder an sich, Webern, sagte er
nachdrücklich, aber nicht unfreundlich, und ich ließe der Madame
Hinkel schönstens danken, aber Präsente nähme ich nicht als von
guten Freunden, wie Z. B. Sie, Frau Nachbarin, eine sind, und Gänsebraten
äße ich auch nur bei Leuten, wo ich wie zu Hause wäre,
außer für mein Geld in der Speisewirtschaft, und - das sagen Sie ihr
von sich aus - sie sollte sich nur die Mühe sparen. Sie wäre gewiss
eine recht gute Frau, aber ich - na, sie wissen schon - ich dächte nicht
daran mich zu verändern, dafür wär' ich zu alt, und ein alter
Invalide dürfte kein junger Esel mehr
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