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Das Heimchen am Herde

Erstes Gezirpe.

Weihnachtserzählungen von Charles Dickens - Seite 10
Übersetzer: Richard Zoozmann

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"Wenn Ihr's erlaubt," sagte er milde, - "so lasst mich hier, bis man mich abholt, wie man mit versprochen hat! Lasst Euch nicht stören!"
Mit diesen Worten zog er eine Brille aus einer sehr großen Tasche, und ein Buch aus einer andern, fing stille und eifrig darin zu lesen an und kümmerte sich um den knurrenden Boxer nun kein Haar mehr, als wenn er ein zahmes Lämmchen gewesen wäre.
Der Kärrner und sein Weibchen tauschten einen verlegenen Blick miteinander aus, und da in diesem Augenblick der Fremde zufällig aufschaute, blickte er eines um das andere forschend an und fragte:
"Eure Tochter, guter Freund?"
"Frau", gab John zur Antwort.
"Nichte?" fragte der Fremdling.
"Frau!" brüllte John.
"Warum nicht gar?" wandte der Fremde ein; "ist's Euer Ernst? Sie ist noch sehr jung!"
Dann wandte er sich ruhig wieder ab und las weiter; ehe er zwei Zeilen gelesen haben mochte, unterbrach er sich wieder mit der Frage:
"Euer Kind?"
John bejahte es mit einem gigantischen Kopfnicken; mit Hilfe eines Sprachrohrs hätte dieses "Ja" nicht deutlicher gebrüllt sein können.
"Mädchen?" fragte der Alte.
"Junge!" brüllte John.
"Noch sehr jung, wie?"
Mrs. Peerybingle fiel jetzt ein: "Zwei Monate und drei Tage!" schrei sie, so laut sie konnte, und legte ihre ganze Kraft auf die Schlussworte; - "erst seit sechs Wochen geimpft! Hat gar schöne Narben bekommen. Wäre ein wunderschönes Kind, hat der Doktor gesagt. Schon so groß, wie andere Kinder erst mit fünf Monaten! Wunderbar klug! Kann schon stehen! Wirklich wahr! wenn's Euch auch kaum glaublich scheint!"
Hier hielt die kleine Mutter atemlos inne, denn sie hatte ihm diese kurzen Sätze mit solcher Anstrengung ins Ohr geschrieen, dass ihr hübsches Gesichtchen davon ganz mit Purpur überlaufen war; jetzt hielt sie ihm das Kind als schlagenden siegreichen Beweis unter die Augen, während Tilly mit unverständlichem Jubel um das unschuldige Würmchen herumsprang, wie eine Kuh in der Wiese! -
"Höre nur! gewiss holt man ihn jetzt ab!" sagte John; - "es ist jemand vor der Tür; mach' auf, Tilly!"
Ehe Tilly aber noch die Tür erreichen konnte, ward diese von außen geöffnet, denn es war eine gar eigentümlich höchst einfache Art von jenen altmodischen Türen, mit eine Klinke, die jeder nach Belieben aufmachen konnte; was sich auch eine große Anzahl von Leuten zu Nutze machte, das versichere ich euch; denn alle Nachbarn plauderten gerne ein paar Wörtchen mit dem Kärrner, obwohl er kein sonderlicher Freund vom Plaudern war.
Die Tür ging also wie gesagt auf, und herein trat ein kleiner, hagerer, gedankenvoller Mann mit einem kränklichen, bleichen Gesicht, der sich aus dem packleinwandenen Überzug irgend einer alten Kiste einen Oberrock gemacht zu haben schien; denn als er sich umwandte, um die Tür zu schließen und die Zugluft abzuhalten, zeigte er auf dem Rücken besagten Kleidungsstückes sowohl das Zeichen S. & T. als auch das Wort Glas in großen schwarzen, trotzigen Buchstaben.
"Guten Abend John," rief der kleine Mann; - "guten Abend Madam. Guten Abend Tilly. Guten Abend Unbekannter. Was macht die kleine Madam? Boxer ist hoffentlich wohlauf?"
"Alles im besten Wohlsein, Kaleb!" versetzte Dot; - "Ihr dürft nur das liebe Kindchen ansehen, um Euch davon zu überzeugen."
"Und Euch, Madam, um mir die Frage zu ersparen!" sagte Kaleb.





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Das Heimchen am Herde:
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