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Kapitelanfang der Weihnachtserzählung ]
Dot ihn auf den vorerwähnten Kleinen aufmerksam machte, behutsam die Hand
zurückzog, womit er den kleinen John hatte berührten wollen, als ob
er sich fürchte, er möchte das Dingchen zerbrechen, und wie er sich
dann bückte und es aus wohlbedachter Entfernung anschaute, wie mit einer
Art verlegenen Stolzes - etwa gerade so, wie ein zahmer Haushund sich etwa
gebärden möchte, wenn er sich eines Tages als Vater eines jungen
Kanarienvogels sähe.
"Ist er nicht allerliebst, John?" fragte Dot lächelnd;
"sieht er nicht köstlich aus in seinem Schlaf?"
"Sehr köstlich," versetzte John; - "über die
Maßen köstlich, er schläft wohl beständig, nicht
wahr?"
"Du lieber Gott John! Ei du meine Güte! warum nicht gar?" rief
Dot verwundert und blickte John fast tadelnd ins Gesicht.
"Ach so!" sagte John nachdenklich, "ich meinte nur, er habe
immer die Augen geschlossen. - Holla!"
"Ei du meine Güte!" rief Dot, "wie magst du mich so
erschrecken!"
" Es tut dem Kinde nicht gut, wenn es die Augen auf diese Weise verdreht,
nicht wahr?" fragte der Kärrner verwundert, "sieh nur, wie es
mit beiden zugleich zwinkert. Ei ei, es schnappt ja gerade wie ein
Goldfischchen."
"Du bist gar nicht wert, dass du ein Vater bist - gewiss nicht",
sagte Dot, und gab sich ganz die Würde einer erfahrenen Matrone, -
"aber wie solltest du dich auch darauf verstehen, was so `nem armen Kinde
eigentlich fehlt, John. Du verständest dich ja nicht einmal auf die Namen
der Krankheiten, du einfältiger Bursch!"
Damit legte sie das Kind vom rechten auf den linken Arm herüber,
tätschelte es zur Stärkung auf dem Rücken und kneift dann
lachend ihrem Mann ins Ohr.
"Nein wahrscheinlich!" rief John, und zog seinen Überrock
herunter; - "du hast ganz recht, Dot, ich verstehe mich nicht sonderlich
darauf. Ich weiß nur, dass ich heute Abend recht tüchtig vom Winde
zu leiden hatte, auf dem ganzen Heimwege hat es aus Nordost gepfiffen, gerade
in den Wagen herein!"
"Wirklich? . . . Du armes Männchen!" rief Mrs. Peerybingle und
entfaltete plötzlich eine überraschende Tätigkeit. "Komm,
Tilly, nimm den lieben Kleinen hier, dass ich selbst Hand anlegen kann. Du
lieber Gott, ich könnte das Würmchen zu Tode küssen, meiner
Treu, das könnt' ich. Leg dich, Hundchen! fort Boxer, törichter
Bursch! Lass mich nur erst den Tee machen, John, dann will ich dir bei den
Paketen helfen, wie eine fleißige Biene - "Wie macht's die kleine
Biene" u.s.w., das ganze Liedchen hindurch, du kennst es ja schon, John!
hast du auch das Liedchen: "Wie macht's die kleine Biene" auswendig
lernen müssen, John, als du noch in die Schule gingst?"
"O ja, aber nicht so, dass ich's auswendig konnte," versetzte John,
"doch war ich einmal nahe daran. Aber ich hätte es nur
verschlechtert, glaube ich."
"Ha, ha, ha", lachte Dot herzlich.
Sie hatte das anmutigste und ansteckendste Gelächter, das man weit und
breit hören konnte. "Was für ein liebes, altes, kurioses
Dummchen du doch bist, John! Ja wahrlich, das bist du." John hatte nichts
dagegen einzuwenden, sondern ging hinaus, um nachzusehen, ob der Stallbube, der
wie ein Irrlicht mit der Laterne vor dem Hause hin und her tanzte, sich auch
des Pferdes recht annähme, das fetter war, als ihr mit glauben
würdet, wenn ich euch sein Maß angäbe und so alt, dass sich
sein Geburtstag in nebelgrauer Ferne verlor.
Boxer, der Haushund, sprang in dem Bewusstsein, dass seine Aufmerksamkeit der
Familie im allgemeinen zustünden und dass er sie daher zwischen den
verschiedenen Gliedern möglichst unparteiisch austeilen müsse, mit
keuchender Geschäftigkeit und unsinniger Unbeständigkeit ein und aus:
jetzt beschrieb er bellend einen Kreis um das Pferd, das eben an der
Stalltür abgerieben wurde, dann nahm er einen Anlauf, um wie wütend
auf seinen Herrn loszuspringen, hielt aber mitten im Anlauf plötzlich an;
dann entlockte er der kleinen Tilly
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