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Das
Heimchen am Herde
Erstes
Gezirpe.
Weihnachtserzählungen
von Charles Dickens - Seite 4
Übersetzer: Richard Zoozmann
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Kapitelanfang der Weihnachtserzählung ]
Wie sie diesen Zweck erreicht hatten, sprudelte der aus dem Felde geschlagene
Kessel über, und er ward vom Feuer genommen. Mrs. Peerybingle lief dann
eilends der Tür zu, jenseits der über dem Räderknarren eines
Karrens, dem Getrappel eines Pferdes, der Stimme eines Mannes, dem freudigen
Knurren und Hin- und Herrennen eines erfreuten Hundes und der unerwarteten
geheimnisvollen Erscheinung eines Wickelkindes alsbald der leibhaftige Teufel
los zu sein schien.
Woher der Säugling kam, oder wie ihn Mrs. Peerybingle in diesem Nu auf
einmal auf den Arm bekommen hatte, weiß ich nicht. Soviel aber ist
gewiss, dass sie einen lebendigen Säugling in den Armen hielt und nicht
wenig stolz darauf zu sein schien, als sie eine vierschrötige
Mannesgestalt, viel größer und weit älter als sie selbst, zum
Feuer zog. Ja wahrhaftig, der Mann war groß, denn er musste sich ziemlich
tief bücken, um sie küssen zu können. Es war aber auch der
Mühe wert, ihr eine Kuss zu geben; ein Bursche von sechs Fuß sechs
Zoll hätte es getan, auf die Gefahr hin, einen Hexenschuss davon zu
bekommen. "Ei du liebe Zeit, John!" rief Mrs. Peerybingle; "in
was für einem Zustande kommst du heute nach Haus, bei diesem Wetter?"
Es war freilich nicht zu leugnen, dass er schlimm genug zugerichtet war. Der
dicke Nebel hing wie gefrorener Tau in Klümpchen in seinen Wimpern, und
zwischen Nebel und Feuer schillerten Regenbogen in seinem Backenbart.
"Je nun, sieh, Dot!" versetzte John ebenso langsam als er ein langes
Tuch von seinem Halse abwickelte, und wärmte sich dann die Hände am
Feuer; - "je nun, Dot, wir haben heute auch kein Sommerwetter und so darf
dich's nicht wundern!" "Es wäre mir lieber, du nenntest mich
nicht mehr Dot, John! Der Name gefällt mir nicht!" erwiderte Mrs.
Peerybingle und schmollte dabei auf eine Weise, die offenbar zeigte, dass sie
es sehr gerne leiden mochte.
"Aber was bist du denn sonst?" meinte John, der zu ihr mit
freundlichem Lächeln herabschaute und ihr einen so leichten Schlag auf die
Hüfte gab, als seine plumpe Hand und schweren Arme erlaubten; - "ein
Punkt und" - dabei blickte er auf den Säugling - "ein Punkt und
ein Pünktchen - ich wollte es eigentlich nicht sagen, denn ich
fürchte fast, ich ärgere dich, und da hätt' ich fast einen Witz
gemacht - ja wahrlich, ich wüsste nicht, dass ich je näher daran
gewesen wäre . . . "
Er war oft daran, wie er selbst sagte, einen Witz oder sonst einen gescheiten
Streich zu machen, dieser vierschrötige, gemächliche, ehrliche John;
jawohl, der wackere Bursch war so schwerfällig von Wesen, wie leicht und
heiter von Gemüt, so rau von Außen und doch so wacker und sanft im
Innern, so schwerfällig und plump an der Oberfläche, und doch innen
so lebhaft und so zartfühlend, so altgebacken von außen und doch im
Herzen so gutmütig! O Mutter Natur, gib allen deinen Kindern die wahre
Poesie des Herzens, die an dieses armen Kärrners Brust verborgen lag -
denn John war beiläufig gesagt, nur ein Frachtfuhrmann - und wir wollen es
alsdann gerne hinnehmen, dass sie in Prosa reden und ein prosaisches Leben
führen, und sei alsdann versichert, dass wir dich für ihren Umgang
segnen werden!
Man konnte nichts hübscheres sehen als Dot mit ihrer kleinen, runden
Gestalt und ihrem Säugling auf dem Arme - eine wahre Puppe von einem
Kinde. Mit kokettem Nachdenken schaute sie ins Feuer und neigte ihr feines,
zartes Köpfchen just so weit auf die eine Seite, um es auf eine gar
seltsame, halb natürliche, halb gezierte aber gar trauliche und anmutige
Weise an der vierschrötigen Schulter des Kärrners ruhen zu lassen.
Und lieblich war es anzusehen, wie er sich mit seiner täppischen
Zärtlichkeit Mühe gab, der zarten Last seine ungeschlachte Gestalt
als Stützpunkt unterzuschieben und aus seinem männlichen, riesigen
Körper einen passenden Stab für ihre blühende Jugend zu machen.
Es war ferner gar lieblich anzuschauen, wie Tilly Döskopp, die lang
aufgeschossene hagere Dirne, die kaum die Kinderschuhe zertreten zu haben
schien, im Hintergrund auf den Säugling wartete und ein besonderes
Augenmerk auf diese Ehestandsgruppe richtete; das Mädchen sperrte Mund und
Augen weit auf, hing den Kopf vorwärts, und stierte drein, als ob es die
drei Wesen vor sich aufschnappen wollte. Und einen ebenso lieblichen Anblick
gewährte es, zu sehen, wie John der Kärrner, als
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